Wermelskirchen Weihnachten feiern am Indischen Ozean

Wermelskirchen · Alicja Salamon absolviert ein Freiwilliges Soziales Jahr auf Sri Lanka. Heiligabend gibt's Christstollen.

 Alicja Salamon (li.) verbringt mit ihren Freunden Johannes Freymann (re.) und Nele Schwarznecker die Festtage weit weg von der Heimat.

Alicja Salamon (li.) verbringt mit ihren Freunden Johannes Freymann (re.) und Nele Schwarznecker die Festtage weit weg von der Heimat.

Foto: Salamon

Für mich ist es eine ganz neue Erfahrung für mich. Bei einer Durchschnittstemperatur von 30 °C fällt es allerdings gar nicht so leicht Weihnachtsstimmung aufkommen zu lassen. Tatsächlich bekomme ich aber mehr von Weihnachten mit, als ich zuvor erwartet habe. Denn, obwohl Sri Lanka ein buddhistisch geprägtes Land ist, feiert auch hier der ein oder andere Weihnachten. Dies ist den Briten zu verdanken, die die christliche Tradition während der Kolonialzeit hierhin gebracht haben.

So wie zu Hause ist es allerdings nicht. Der asiatische Einfluss mit viel Kitsch, Glitzer und grellen Farben bleibt Niemandem verborgen. Das wurde besonders deutlich als ich zu einer Weihnachtsfeier in der christlich-buddhistischen Schule hier im Städtchen Baddegama eingeladen war. Geschmückt war alles mit rot-weißen Luftballons, sehr viel Lametta und LED-Lichtern, die in leuchtenden Farben geblinkt haben. Auch der rote Weihnachtsbaum aus Plastik mit dem silbernen Kunstschnee fügte sich in dieses Bild ein. Alles zusammen wurde auf einer Bühne drapiert, in deren Hintergrund von dem Beamer Bilder von Weihnachtsmännern, Schneelandschaften und hellhäutigen Kindern projiziert wurden. Zwischendurch sangen die Schüler Lieder wie "Jingle Bells" und der orange gekleidete Mönch hielt eine Rede, die sich mehr nach Revolution, als nach besinnlicher Weihnachtszeit anhörte. Irgendwie könnte ich mir nicht verkneifen, die Feier als etwas erzwungen zu empfinden.

Heimatlich weihnachtlicher wurde es, als ich und meine Mitfreiwilligen den importierten Christstollen und die Marzipankartoffeln gegessen haben. Zusammen mit unseren Nachbarn haben wir eine kleine Adventsfeier organisiert, bei der wir von Bananenblättern aßen und eine Kokosnuss als Adventskranz diente.

Heiligabend werden wir wahrscheinlich als ganz kleine Runde verbringen und am Strand den zweiten Christstollen verspeisen, der uns seit ein paar Wochen aus der Glasvitrine anlächelt und uns in Selbstbeherrschung lehrt. Obwohl das gewohnte Weihnachtsgefühl weit entfernt liegt, vermisse ich hier gar nichts. Hinzu kommt das schöne Gefühl, sich nicht an das alljährliche Treiben anpassen zu müssen, sondern von innen heraus zu entscheiden, wann es Zeit für Liebe und Frieden ist - und zwar an 365 Tagen im Jahr.

Lediglich die leckeren Weihnachtskekse und das Essen bei meiner Oma fehlen mir.

(RP)
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