Lokalsport Mit dem Schläger von Perth nach Rheinberg

Rheinberg · Caelan Fagence hat der Liebe wegen sein Heimatland Australien verlassen. Der 21-Jährige wohnt jetzt in Ossenberg und spielt beim TuS 08 in der Herren-Mannschaft Hockey.

 Die Skyline von Perth: Caelan Fagence (kleines Foto) verließ die australische Metropole für seine Freundin Dorina, die in Ossenberg lebt. In seiner Heimatstadt arbeitete der 21-Jährige als Fitnesstrainer und spielte Hockey sowie Cricket.

Die Skyline von Perth: Caelan Fagence (kleines Foto) verließ die australische Metropole für seine Freundin Dorina, die in Ossenberg lebt. In seiner Heimatstadt arbeitete der 21-Jährige als Fitnesstrainer und spielte Hockey sowie Cricket.

Foto: dpa/privat

Anfang des Jahres reifte bei Caelan Fagence ein Entschluss. Er würde seine Heimat verlassen und sich auf eine lange Reise begeben. Eine Reise, die sein gesamtes Leben umkrempeln würde. Bevor er jedoch seinen Plan in die Tat umsetzen konnte, musste das Geld für den Flug her. Gar nicht so einfach bei einer Entfernung von etwa 14.000 Kilometern, die zwischen seiner Heimatstadt Perth und seiner neuen Bleibe im beschaulichen Ossenberg liegt. Drei Jobs nahm der 21-Jährige an, um die Australischen Dollar zusammenzukratzen. Im September war's endlich soweit. Der Niederrhein durfte sich über einen Gast freuen, der den Wunsch hegt, heimisch zu werden.

Seitdem sind knapp vier Monate vergangen. Nach unzähligen neuen Eindrücken und Erfahrungen blickt Fagence voller Zufriedenheit zurück auf ein ereignisreiches Jahr. "Ich bin glücklich, hier zu sein", sagt er kurz vor dem Silvestertag. Und das liegt in erster Linie daran, dass aus einer extremen Fernbeziehung gemeinsames Wohnen und Leben geworden ist. Seine Freundin Dorina, die aus Ossenberg kommt, hat er Down Under kennengelernt, als die 21-Jährige dort als Au-pair unterwegs war. "Ich habe erst versucht, mir einzureden, dass es nicht geht. Schließlich ist die Entfernung schon riesig", gesteht Fagence. Doch er erkannte schnell, dass sich Gefühle nur selten durch den Verstand gängeln lassen - und so nahmen die Dinge ihren Lauf.

Freunde und Familie wurden informiert, ein Mitspracherecht wollte der junge Mann ihnen nicht einräumen. Währenddessen wurden im fernen Deutschland Vorbereitungen getroffen. Seine Freundin kündigte Caelan beim Hockey-Training beim TuS 08 Rheinberg an, und es galt zu überlegen, welche Orte und Sehenswürdigkeiten eigentlich zuerst besucht werden sollen. "Als ich da war, hieß es dann irgendwann: Du hast morgen Hockey-Training", sagt Fagence.

Eine gute Entscheidung, die dem Australier das Einleben in der neuen Umgebung vereinfacht. Einmal in der Woche trainiert er nun in der Rheinberger Großraumhalle beim TuS 08 und hat so erste Kontakte geknüpft. Zudem war der Hockeyschläger schon in Perth sein vertrauter Begleiter. Allerdings, so gesteht Fagence, musste er sich trotzdem umgewöhnen. "Eigentlich spiele ich lieber Feld-Hockey. Außerdem ist die Spielweise der Deutschen ganz anders", sagt er und erzählt schmunzelnd, dass "spielen wie die Deutschen" in Australien ein geflügeltes Wort für abwartendes und zurückhaltendes Hockey sei.

"Wir spielen viel mehr Pressing, deutlich aggressiver, hier geht es mehr um Taktik und Strategie", findet der sportbegeisterte 21-Jährige, der eigentlich Cricket bevorzugt. Eine Sportart, die hierzulande allerdings nur recht selten zu finden ist. "Immerhin kann ich über Live-Streams die großen Spiele in Australien verfolgen - auch wenn ich dafür manchmal mitten in der Nacht aufstehen muss", so Fagence. Und irgendwann, so glaubt er, "kann ich auch hier wieder Cricket spielen." Zum Beispiel beim Moers Cricket Club. Doch zunächst stehen andere Dinge im Fokus. Es geht schlicht darum, Geld zu verdienen und die Zukunft abzusichern.

In Perth arbeitete Fagence als Fitnesstrainer, hier hat er zunächst einen Job bei Amazon in Rheinberg gefunden. "Natürlich würde ich lieber wieder in meinem erlernten Beruf arbeiten, aber das ist nicht so einfach." Zum einen ist die Bezahlung in Deutschland deutlich schlechter, zum anderen brauchte der junge Mann zunächst eine schnelle Lösung. Die hat er im Lager des Versandriesen gefunden und konnte so das Weihnachtsfest am Niederrhein in Ruhe genießen - auch wenn es natürlich ungewohnt war. "Wir feiern Weihnachten eigentlich nicht so groß. Der größte Unterschied ist die Temperatur", fröstelt Fagence. Im australischen Sommer zeigt das Thermometer in diesen Tagen nicht selten 35 oder mehr Grad an. "Doch er mag die Kälte", sagt er und hat noch weitere Dinge für sich lieb gewonnen.

"Das Essen ist lecker. Rotkohl vielleicht nicht so, aber das Fleisch ist viel besser als bei uns, und die ganzen Bäckereien sind auch super", freut sich Fagence, der an der Ladentheke noch auf seine Freundin oder die Englischkenntnisse der Verkäufer angewiesen ist. Das soll sich ändern. So arbeitet er an der Volkshochschule zwei Mal in der Woche fleißig an seinem Deutsch. Es ist ein nächster wichtiger Schritt zu einer gemeinsamen Zukunft in seiner neuen Heimat am unteren Niederrhein. Und beim Hockeyspielen in der Rheinberger Verbandsliga-Mannschaft lässt sich auch hervorragend Deutsch lernen.

(jhei)
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