Prozess gegen Wikileaks-Informant Manning ergreift erstmals selbst das Wort

Fort Meade · In der Voranhörung zum Prozess gegen den mutmaßlichen Wikileaks-Informanten Bradley Manning hat der Beschuldigte erstmals selbst das Wort ergriffen.

 Der mutmaßliche Wikileaks-Informant Bradley Manning wird zum Prozess geführt.

Der mutmaßliche Wikileaks-Informant Bradley Manning wird zum Prozess geführt.

Foto: dapd, Patrick Semansky

Der 24-jährige Soldat schaute nervös und seine Stimme zitterte leicht, als er am Donnerstag in Fort Meade im US-Bundessstaat Maryland auf die Fragen seines Anwalts David Coombs zu seiner Untersuchungshaft antwortete. Manning sagte, kurz nach seiner Festnahme im Irak habe er nicht mehr telefonieren dürfen und sei zunehmend verzweifelt. "Ich begann, völlig aus dem Gleichgewicht zu geraten", schilderte er.

Nach seiner Inhaftierung im Irak war Manning in Kuwait in Untersuchungshaft und im Juli 2010 schließlich nach Quantico im US-Bundesstaat Virginia verlegt worden. Er beantragte vor Gericht, das Verfahren gegen ihn fallenzulassen, weil er während seiner neunmonatigen U-Haft in Quantico eine illegale Bestrafung erfahren habe. In der Anhörung sagte Manning, er habe schon bald nach seiner Festnahme Selbstmordgedanken gehabt. "Ich habe darüber sicher ein paar Mal nachgedacht", sagte er. "Ich hatte ziemlich aufgegeben. Meine Welt war einfach zusammengebrochen."

Zuvor hatten zwei Psychiater der US-Armee ausgesagt, Mannings harte Haftbedingungen in Quantico seien unnötig und gegen ihren medizinischen Rat gewesen. In Quantico war Manning seine Brille abgenommen worden, um Toilettenpapier musste er bitten. Er durfte nachts keine Unterwäsche tragen und musste auf einer unbequemen Matratze schlafen, die für selbstmordgefährdete Häftlinge konzipiert ist. Ein UN-Berichterstatter für Folter hatte erklärt, Manning sei in Quantico grausam und unmenschlich behandelt worden.

Nach seiner Haft dort von Juli 2010 bis April 2011 wurde Manning in ein Gefängnis in Fort Leavenworth in Kansas gebracht. Dort wurde ihm bescheinigt, nicht selbstmordgefährdet zu sein, so dass ihm die übliche Häftlingsbehandlung zugestanden wurde.

Manning wird vorgeworfen, geheime US-Militärdokumente zu den Kriegen im Irak und in Afghanistan sowie rund 260.000 vertrauliche Depeschen der US-Diplomatie an die Enthüllungswebseite Wikileaks weitergegeben zu haben. Er soll die geheimen Daten während seiner Stationierung im Irak von Militärrechnern heruntergeladen haben. Der Prozess gegen Manning soll im Februar beginnen, ihm droht lebenslange Haft.

(AFP)
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