Ermittlungen in Hamburg Reemtsma-Entführer stürzte in Portugal von Klippe

Hamburg · Einer der Entführer des Hamburger Multimillionärs Jan Philipp Reemtsma ist in Portugal unter ungeklärten Umständen ums Leben gekommen. Vor einem Jahr stürzte er von einer Klippe. Erst jetzt wird der Fall bekannt.

Chronologie des Entführungsfalls Reemtsma
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Foto: dpa, Christian Charisius

Es handele sich um den 1997 wegen der Beteiligung an dem Verbrechen verurteilten Wolfgang K., sagte eine Sprecherin der Hamburger Staatsanwaltschaft am Mittwoch. Die Behörde führe wegen seines Todes seit Sommer vergangenen Jahres ein Todesermittlungsverfahren.

Den Angaben zufolge starb K. bereits im Februar 2014, als er in Portugal von einer Klippe stürzte. Die Hamburger Behörden wurden demnach im Mai über den Sachverhalt unterrichtet, ab Juni wurde die Staatsanwaltschaft in der Hansestadt formell tätig. Sie ist zuständig, weil K. zuletzt in Hamburg gewohnt hatte. Kommt ein Deutscher im Ausland unter ungeklärten Umständen ums Leben oder fällt einem Verbrechen zum Opfer, leiten die zuständigen Staatsanwaltschaften in der Regel eigene Ermittlungen ein. Sie stützen sich dabei auf die örtlichen Polizei- und Anklagebehörden.

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Das gilt auch im Fall von K. "Aufgrund der Todesumstände sind Ermittlungen eingeleitet worden zur Klärung der Frage, ob ein Fremdverschulden vorliegen könnte", sagte die Sprecherin am Mittwoch. Die Untersuchungen liefen nach wie vor; noch sei die Todesursache nicht geklärt. K. gehörte zu der von Thomas Drach angeführten Bande, die den Hamburger Zigarettenkonzern-Erben und Mäzen Reemtsma 1996 entführt und ein Lösegeld in Höhe von heute umgerechnet rund 18,6 Millionen Euro erpresst hatte.

Es war eines der spektakulärsten Verbrechen der deutschen Nachkriegsgeschichte. K. wurde rund einen Monat nach Ende der Entführung in Spanien festgenommen. 1997 verurteilte ihn das Hamburger Landgericht wegen erpresserischen Menschenraubs zu zehneinhalb Jahren Haft. Nach Überzeugung der Richter war er an der Planung des Verbrechens beteiligt. Er bewachte zudem das Opfer in dessen Versteck und wusch einen Teil des Lösegelds, dessen größter Teil bis heute verschwunden ist.

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Foto: dpa, Fredrik von Erichsen

Drahtzieher Drach war zwei Jahre nach der Entführung in Buenos Aires in Argentinien gefasst und später nach Deutschland ausgeliefert worden. 2001 verurteilte ihn das Hamburger Landgericht zu einer Gefängnisstrafe von 14 Jahren und sechs Monaten, auf die die Haftzeit in Argentinien aber angerechnet wurde. Im Oktober 2013 wurde Drach nach Verbüßung seiner Strafe entlassen. Zum Verbleib des Lösegelds schwieg der Kriminelle stets beharrlich.

Nach Angaben der "Bild"-Zeitung, die am Mittwoch zuerst über den Tod von K. berichtet hatte, wurde dessen Leiche im Meer an einer Steilküste der Algarve entdeckt. Dem Bericht zufolge soll K. viel Alkohol im Blut gehabt haben. Die Leiche befindet sich noch bei der Gerichtsmedizin.

bro/ul

AFP

(AFP)
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