Anti-Wall-Street-Demonstrationen Rund 50 Protestler festgenommen

New York (RPO). In den USA sind kurz vor dem weltweit geplanten Protesttag gegen die Macht der Finanzmärkte rund 50 Demonstranten festgenommen worden. In Denver räumten am Freitag mehr als 130 Polizisten ein Protestcamp und nahmen 23 Beteiligte fest.

Festnahmen bei Anti-Wall-Street-Demonstration
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Festnahmen bei Anti-Wall-Street-Demonstration

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In New York unterblieb zwar die angedrohte Räumung des Zuccotti-Parks, bei Zusammenstößen mit der Polizei wurden aber 14 Menschen festgenommen, weitere Festnahmen gab es in Seattle und Washington.

Für die Räumung des Zeltlagers in einem Park vor dem Denver Capitol Building hatten die Behörden eine Frist bis Donnerstag gesetzt. Die Veranstalter riefen nach der Räumung dazu auf, schon am Samstag die Proteste gegen die Macht der Börsen und die "gesellschaftliche Gier" fortzusetzen. "Der Widerstand muss weitergehen", forderten sie.

In New York feierten die Demonstranten zunächst, dass der Antrag auf Räumung und Säuberung des Zuccotti-Parks zurückgezogen wurde. Als Gruppen von Demonstranten später zur nahe gelegenen Wall Street zogen, gab es Zusammenstöße mit Polizisten. Einige Demonstranten wurden in Handschellen abgeführt. Auch in New York erklärten die Veranstalter, ihren Protest am Samstagnachmittag mit einer Demonstration auf dem Times Square fortsetzen zu wollen.

Der seit Mitte September andauernde Protest richtet sich gegen die Auswirkungen der Finanz- und Wirtschaftskrise auf die Mittelschicht und die ärmere Bevölkerung. Die Teilnehmer beschreiben sich als die "99 Prozent" - in Anspielung auf das reichste Prozent der US-Bevölkerung, von dem sie sich hintergangen fühlen.

Von New York aus schwappte der Protest nicht nur auf zahlreiche US-Städte, sondern auch auf rund 80 Länder weltweit über. Für Samstag sind nach Angaben der Internetseite 15.october.net Demonstrationen und Protestaktionen in mehr als 700 Städten weltweit geplant.

In Deutschland haben die Organisatoren der Bewegung "15. Oktober" in mehr als 50 Städten Demonstrationen angekündigt. Eine der größten Veranstaltungen wird dabei in Frankfurt am Main erwartet. Dort wollen die Initiatoren eine Kundgebung und einen Protestmarsch veranstalten und unter dem Motto "Occupy: Frankfurt" eine Mahnwache vor der Europäischen Zentralbank (EZB) einrichten. Ähnliche Besetzungen und Kundgebungen sind auch in Städten wie London, Amsterdam, Wien, Melbourne und Sydney, auf Hawaii, im japanischen Osaka oder im brasilianischen Rio de Janeiro geplant.

Der Soziologe und Elitenforscher Michael Hartmann sagte dem "Tagesspiegel" vom Samstag, gemessen an der Vermögensverteilung in beiden Ländern gebe es "in Deutschland ebenso viel Grund zu Protest wie in den USA". Er äußerte sich indes skeptisch, ob der Protest Folgen haben werde. "Beeindrucken lassen wird sich die Elite nur durch sehr massiven politischen Druck, den ich aber zurzeit weder bei uns noch in den USA sehe", sagte er.

(AFP)
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