Seit 160 Jahren verschollen Arktis-Expeditionsschiff von John Franklin entdeckt

Toronto · Wenige Schiffe gaben Meeresarchäologen so viele Rätsel auf wie die "HMS Erebus" und die "HMS Terror" des englischen Polarforschers John Franklin. Jetzt wurde eines der beiden gefunden. Sogar die Queen gratuliert.

 Diese Sonar-Aufnahme zeigt das Wrack, bei dem es sich entweder um die "HMS Erebus" oder um die "HMS Terror" handelt.

Diese Sonar-Aufnahme zeigt das Wrack, bei dem es sich entweder um die "HMS Erebus" oder um die "HMS Terror" handelt.

Foto: dpa, pt uw

Mehr als 160 Jahre nach der legendären Polarexpedition von Sir John Franklin ist eines der damals verschollenen Schiffe gefunden worden. Es sei noch unklar, ob es sich bei dem Wrack um die "HMS Erebus" oder die "HMS Terror" handele, sagte der kanadische Premierminister Stephen Harper bei der Bekanntgabe der Entdeckung am Dienstag. Sogar die Queen ließ ihre Glückwünsche ausrichten.

Die beiden Schiffe waren bei der Suche Franklins nach der damals sagenumwobenen Nordwestpassage verschwunden. Der Polarforscher war mit den beiden Schiffen im Jahr 1845 gemeinsam mit 128 von ihm ausgewählten Seeleuten zu der Expedition in die Arktis aufgebrochen.

Das Verschwinden der Schiffe löste eine der längsten und größten Suchaktionen in der Geschichte aus. Sie dauerte von 1848 bis 1859 und führte schließlich zur Entdeckung der Passage vom Atlantik zum Pazifik. Europäische Entdecker suchten nach der Passage, weil sie auf eine kürzere Route nach Asien hofften, stellten aber fest, dass Eis und Wetter die Verbindung erschwerten.

"Das ist wahrhaftig ein historischer Moment für Kanada", sagte Harper. "Das war eine große kanadische Geschichte und ein Mysterium, ein Thema für Wissenschaftler, Historiker, Autoren und Sänger.
Deshalb denke ich, dass das wirklich ein wichtiger Moment in der Aufarbeitung der Geschichte unseres Landes ist."

Ferngesteuertes U-Boot machte sich auf die Suche

Das Schiff sei am Sonntag mit Hilfe eines ferngesteuerten U-Boots entdeckt worden, sagte Harper. Kürzlich hatte ein Team von Archäologen in der Gegend um die King William Insel bereits ein Eisenteil von einem Bootskran gefunden, das offenbar zu einem der beiden Schiffe gehörte.

Nun sollen Taucher den Bootskörper genauer untersuchen. Das Wrack zu bergen, sei derzeit nicht der Plan, hieß es. Der genaue Fundort wurde aus Angst vor Plünderern nicht bekanntgegeben.

Glückwünsche für den Fund kamen unter anderem von Queen Elizabeth II., die in einer Erklärung ausdrückte, sie sei "außerordentlich interessant daran, etwas über die Entdeckung eines der lange Zeit vermissten Schiffe von Captain Sir John Franklin zu erfahren". Sie gratuliere "all denen, die bei dieser historischen Leistung eine Rolle gespielt haben".

Kanada begann 2008 mit der Suche nach den Schiffen. Hintergrund ist auch, dass Kanada seine Souveränität über die Nordwestpassage bekräftigen will. Schmelzendes Eis am Nordpol hat die Route, nach der Franklin suchte, jetzt besser schiffbar gemacht. Neben Kanada stellen auch andere an die Arktis grenzende Staaten Gebietsansprüche in der Polarregion, die dadurch für den Schiffsverkehr immer wichtiger wird und in der auch reiche Bodenschätze lagern.

Fund ist für Meeresarchäologen eine Sensation

Ein Fund der Franklin-Schiffe ist für Meeresarchäologen eine Sensation. In den 1980er Jahren waren bereits die Leichen von drei Crew-Mitgliedern geborgen worden. Unter anderem wurden die vollständig erhaltenen sterblichen Überreste des 20-jährigen John Torrington in einem mit Eis gefüllten Sarg gefunden. Experten gehen davon aus, dass die Seeleute die beiden im Eis steckenden Schiffe aufgaben und letztlich vergeblich versuchten, sich aus der Gegend um die King William Insel in Sicherheit zu bringen. Alle Expeditionsteilnehmer starben.

Die Suche nach der Nordwestpassage über die Arktis hielt Entdecker über Jahrhunderte hinweg in ihrem Bann. John Cabot war der erste, der 1497 nach ihr suchte. Er kam dabei ums Leben. Auch Henry Hudson und Francis Drake suchten vergeblich nach der Route. Erstmals erfolgreich durchquert wurde sie vom Norweger Roald Amundsen von 1903 bis 1906.

(ap)
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