Nordkorea verärgert China und Südkorea stärken Handelsbeziehungen

Seoul · China schickt seinen Staatschef mit der bisher größten Wirtschaftsdelegation in der Geschichte Südkoreas nach Seoul. Vor allem Nordkorea ist darüber verärgert.

 Der chinesische Präsident Xi Jinping und die südkoreanische Staatschefin Park Geun Hye.

Der chinesische Präsident Xi Jinping und die südkoreanische Staatschefin Park Geun Hye.

Foto: ap

China und Südkorea haben sich auf eine Ausweitung der bilateralen Wirtschaftsbeziehungen geeinigt. Unter anderem beschlossen der chinesische Präsident Xi Jinping und die südkoreanische Staatschefin Park Geun Hye am Donnerstag in Seoul, das Handelsvolumen zwischen den beiden Ländern zu erhöhen und den südkoreanischen Won in Zukunft direkt mit dem chinesischen Yuan zu handeln.

Für Xi war es der erste Besuch auf der koreanischen Halbinsel seit seinem Amtsantritt 2012. Dass er vor Pjöngjang nach Seoul reiste, verärgerte allerdings den mit Peking verbündeten Norden, der in den vergangenen Tagen mit einer Reihe von Raketenstarts reagierte. Am Donnerstag kündigte Pjöngjang weitere Tests an.

Für Nordkorea ist China der einzige größere Verbündete und wichtiger Lieferant für Essen und Treibstoff. Doch seit mehreren Jahren will sich Peking auch vermehrt an das wirtschaftsstarke Südkorea annähern.

Xi wurde von einer 250-köpfigen Wirtschaftsdelegation begleitet, darunter der Gründer der erfolgreichen Handelsplattform Alibaba, Jack Ma, und der Chef Suchmaschinenbetreibers Baidu, Robin Li. Nach Angaben der südkoreanischen Wirtschaftskammer war es die größte Wirtschaftsdelegation, die jemals das Land besucht hat.

Das Finanzministerium und die Zentralbank in Seoul teilten mit, dass der südkoreanische Won in Zukunft direkt miteinander gehandelt werden können. Damit schließt sich der Won dem Dollar, Euro und Yen an, die bereits jetzt gegen die straff kontrollierte chinesische Währung getauscht werden können. Der Won konnte bisher nur direkt in Dollar gewechselt werden.

Bei einer Pressekonferenz nach dem Treffen sagte Park, Südkorea und China wollten bis Ende des Jahres langwierige Freihandelsgespräche abschließen. "Durch diese Maßnahmen wird der Austausch zwischen Unternehmen und Bürgern in den beiden Staaten schneller und freier werden", sagte sie. China gab Südkorea auch grünes Licht, bis zu 80 Milliarden Yuan (9,5 Milliarden Euro) in chinesische Anleihen und Aktien zu investieren,

Das bilaterale Handelsvolumen zwischen den beiden Seiten lag im vergangenen Jahr bei 229 Milliarden Dollar (168 Milliarden Euro). Xi sagte, Ziel seien mehr als 300 Milliarden. China ist auch ein wichtiger Markt und Produktionsstandort für südkoreanische Unternehmen wie Samsung, Hyundai und LG.

Fast alle südkoreanischen Exporteure verwenden allerdings den Dollar für ihre Geschäfte, weil Yuan und Won nicht direkt miteinander handelbar sind. Dadurch fallen zusätzliche Kosten an.

Der zweitägige Gipfel ist bereits das fünfte Treffen Parks mit Xi, seit sie im vergangenen Jahr das Präsidentenamt übernahm. Ein Sprecher des chinesischen Außenministeriums sagte vor dem Treffen, die Entscheidung Xis, den Süden vor dem Norden zu besuchen, sollte nicht überinterpretiert werden.

Es ist das erste Mal seit der Aufnahme diplomatischer Beziehungen zwischen Peking und Pjöngjang im Jahr 1992, dass ein chinesischer Präsident erst nach Südkorea reist.

(ap)
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