Atommacht Nordkorea meldet erfolgreichen Test einer Wasserstoffbombe

Pjöngjang/Seoul · Nordkorea hat nach eigenen Angaben eine Wasserstoffbombe gezündet. Experten messen leichtes Beben in der Region. Damit hätte die Atomwaffenentwicklung des Landes eine neue Dimension erreicht.

 Der nordkoreanische Machthaber Kim Jong Un im Fernsehen.

Der nordkoreanische Machthaber Kim Jong Un im Fernsehen.

Foto: ap

Nordkorea habe eine Wasserstoffbombe mit "perfektem Erfolg" getestet, meldete das Staatsfernsehen am Mittwoch. Vor der überraschenden Mitteilung hatten südkoreanische Behördenvertreter ein künstliches Erdbeben nahe der nordkoreanischen Hauptanlage für Atomtests registriert. Sollte sich ein neuer Atomtest bestätigen, dürften weitere, schärfere internationale Sanktionen gegen Pjöngjang folgen.

Japan verurteilte den mutmaßlichen Atomtest Nordkoreas und drohte bereits mit Konsequenzen, Südkorea äußerte ähnliche Kritik. Das Weiße Haus reagierte indes zunächst verhalten. Der UN-Sicherheitsrat berief eine Dringlichkeitssitzung ein.

Bei der US-Regierung und Atomexperten herrscht seit langem Skepsis über vorangegangene nordkoreanische Meldungen von Tests sogenannter H-Bomben. Sie sind zwar zerstörerischer als Atombomben, jedoch viel schwieriger herzustellen.

Am frühen Mittwochmorgen hatte die US-Erdbebenwarte seismische Aktivität einer Stärke von 5,1 in Nordkorea gemeldet. Ein Vertreter der Wetterbehörde in Seoul sprach von einem künstlichen Erdbeben, das bei Analysen der seismischen Wellen registriert worden sei. Der Erdstoß ereignete sich demnach 49 Kilometer nördlich des Bezirks Kilju im Nordosten Nordkoreas. In der Region befindet sich die wichtigste Atomtestanlage des Landes. Dort ließ die kommunistische Führung auch alle früheren Nukleartests ausführen, zuletzt im Februar 2013.

Nordkorea soll bereits über eine Handvoll Rohatombomben verfügen. Seit langem bemüht sich die kommunistische Führung um ein Arsenal von Atomsprengköpfen, die auf eine Rakete mit einer Reichweite bis zum Festland der USA angebracht werden können. Der Westen befürchtet, dass Nordkorea diesem Ziel mit jedem weiteren Atomtest näherkommen könnte.

Im nordkoreanischen Staatsfernsehen wurde die Meldung über den Test mit einer "Miniatur"-H-Bombe mit großem Pathos vorgetragen. Der Test habe Nordkoreas "Nuklearmacht zur nächsten Ebene" getragen und eine Waffe zur Verteidigung gegen die USA und andere Feinde geboten, sagte der Nachrichtensprecher.

Das südkoreanische Verteidigungsministerium kündigte in einer Reaktion verstärkte Sicherheitsmaßnahmen an. Ein ranghoher Berater der Regierung, Cho Tae Yong, gab bekannt, sein Land werde zudem mit Verbündeten und Regionalmächten über mögliche Konsequenzen für Nordkorea beraten. Dazu gehörten auch weitere UN-Sanktionen. Seoul verurteile den von Pjöngjang gemeldeten Atomtest aufs Schärfste, sagte Cho.

Japans Ministerpräsident Shinzo Abe erklärte vor Reportern zu dem Atomversuch: "Wir können das absolut nicht hinnehmen, und verurteilen das scharf." Er sprach zudem von einer Verletzung der Vereinbarungen des UN-Sicherheitsrats, die sich gegen globale Bemühungen um eine nukleare Abrüstung richte. In Zusammenarbeit mit den USA, Südkorea, China und Russland würden nun "starke Schritte" unternommen. Ins Detail ging Abe jedoch nicht.

Das Weiße Haus konnte den von Nordkorea gemeldeten Nukleartest zunächst nicht bestätigen. Gleichwohl sagte der Sprecher des Nationalen Sicherheitsrats, Ned Price, die USA wüssten von "seismischer Aktivität auf der koreanischen Halbinsel in der Nähe einer bekannten nordkoreanischen Nukleartestanlage". Er rief Pjöngjang auf, sich an seine internationalen Verpflichtungen zu halten. Wiederholt hätten die Vereinigten Staaten klargemacht, dass sie ein Nordkorea als Atommacht nicht akzeptieren und die US-Verbündeten in der Region weiter verteidigen würden.

(ap / lukra)
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