Treffen in Berlin Merkel spricht mit Gorbatschow über Russland

Berlin · Mit seinen Einwänden zur aktuellen Ukraine-Politik des Westens sorgte Michail Gorbatschow zum Mauerfall-Jubiläum für Schlagzeilen. Am Montagabend kann er seine Kritik beim vertraulichen Gespräch mit Kanzlerin Angela Merkel erneuern. Doch die Inhalte des Meinungsaustausches sollen unter verschluss bleiben.

 Michail Gorbatschow warnt den Westen vor einer Neuauflage des Kalten Kriegs.

Michail Gorbatschow warnt den Westen vor einer Neuauflage des Kalten Kriegs.

Foto: dpa, fux

Einen Tag nach dem Mauerfall-Jubiläum hat Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) den früheren sowjetischen Staatschef Michail Gorbatschow unter Ausschluss der Öffentlichkeit empfangen. Der 83-Jährige, der als einer der Wegbereiter der deutschen Einheit gilt, hatte am Wochenende an den Feierlichkeiten in Berlin teilgenommen. Dabei erhob er schwere Vorwürfe gegen den Westen und warnte mit Blick auf den Ukraine-Konflikt vor einem neuen Kalten Krieg.

Regierungssprecher Steffen Seibert betonte am Montag vor dem Treffen im Berliner Kanzleramt, dass es sich um ein vertrauliches Gespräch handele, über das keine Presseunterrichtung geplant sei. Es sei denkbar, dass dabei auch die Ukraine-Krise zur Sprache komme. In dieser Frage gebe es "möglicherweise Bewertungsunterschiede".

Im Anschluss an das Gespräch ließ er lediglich mitteilen, dass das deutsch-russische Verhältnis besprochen worden sei. "Die Bundeskanzlerin betonte, dass trotz aller Differenzen über aktuelle Fragen langfristig gute Beziehungen zwischen Deutschland, der Europäischen Union und Russland von großer Bedeutung seien."

Gleichzeitig würdigte Seibert den Beitrag des Friedensnobelpreisträgers Gorbatschow zur deutschen Wiedervereinigung. "Wir in Deutschland haben seine Verdienste in der Zeit von Glasnost und Perestroika, seine Verdienste um die Beendigung des Kalten Krieges, um eine friedliche Erlangung der deutschen Einheit nicht vergessen."

Gorbatschow hatte schon vor seiner Anreise angekündigt, dass er bei dem Treffen mit Merkel als Fürsprecher des russischen Präsidenten Wladimir Putin auftreten wolle. Wegen Putins Vorgehen im Ukraine-Konflikt hat der Westen Russland mit Sanktionen belegt, die der Wirtschaft des Landes verstärkt zusetzen.

Gorbatschow warf dem Westen und besonders den USA anlässlich des 25.
Jahrestags des Mauerfalls am Wochenende vor, ihre Versprechen nach der Wende 1989 nicht gehalten zu haben. Stattdessen habe man sich zum Sieger im Kalten Krieg erklärt und Vorteile aus Russlands Schwäche gezogen. "Die Welt ist an der Schwelle zu einem neuen Kalten Krieg.
Manche sagen, er hat schon begonnen." In den letzten Monaten habe sich ein "Zusammenbruch des Vertrauens" vollzogen.

Allerdings hatte Gorbatschow bei einer späteren Veranstaltung auch gesagt: "Jetzt ist nicht die Zeit für gegenseitige Anschuldigungen. Lasst uns daran arbeiten, Vertrauen wiederherzustellen."

(dpa)
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