Bundespräsidentenwahl Piraten und Die Partei nominieren Sonneborns Vater

Berlin · Engelbert Sonneborn ist der gemeinsame Kandidat der Piratenpartei und der Satire-Politiker von Die Partei für das Amt des Bundespräsidenten. Er ist der Vater von Martin Sonneborn und soll bald auch Vater aller anderen Deutschen sein, zumindest symbolisch.

Bundespräsidentenwahl: Piraten und Die Partei nominieren Vater von Martin Sonneborn
Foto: dpa, bse pat

"Mein Vater ist prädestiniert für das Amt: Er besitzt einen dunklen Anzug", begründet der Europaabgeordnete und Die-Partei-Vorsitzende Sonneborn die Nominierung seines Vaters.

Sonneborn Senior sitzt während seiner Vorstellung umrahmt von seinem Sohn und Vertretern der Piratenpartei auf einem kleinem Podium im Brecht-Theater Berliner Ensemble und sagt - nichts. "Mein Vater spricht erst, wenn er dafür bezahlt wird", sagt Sonneborn. Die breite Öffentlichkeit wird Engelbert Sonneborn deshalb wohl nie zu hören bekommen, denn die Piraten stellen gerade einmal elf Mitglieder der Bundesversammlung.

So wird auch Sonneborns Kandidatur nichts daran ändern, dass am kommenden Sonntag voraussichtlich der SPD-Politiker Frank-Walter Steinmeier zum Nachfolger von Bundespräsident Joachim Gauck gewählt wird. Dabei richtet sich Sonneborns Nominierung insbesondere gegen Steinmeier. Sein Vater habe "niemanden vier Jahr in Guantanamo einsitzen lassen", sagt Sonneborn über Sonneborn Senior.

Eigentlich hätten beide Parteien ja den ehemaligen Insassen des US-Gefangenenlagers Guantanamo, Murat Kurnaz, als Kandidaten aufstellen wollen, sagt Patrick Schiffer, der Bundesvorsitzende der Piratenpartei. Das gehe aber nicht, weil der in Deutschland lebende Kurnaz türkischer Staatsbürger sei. Und: "Er ist viele Jahre jünger als er aussieht, wegen Guantanamo, wegen Frank-Walter Steinmeier", sagt Sonneborn.

Kandidaten für das Amt des Bundespräsidenten müssen aber deutsche Staatsbürger sein und älter als 40 Jahre. So erinnern die beiden Splitterparteien wenige Tage vor der als sicher geltenden Wahl Steinmeiers an dessen Rolle als Kanzleramtschef und Geheimdienstkoordinators während der Kanzlerschaft von Gerhard Schröder (SPD). Steinmeier hatte sich in dieser Funktion nicht für eine Freilassung von Kurnaz aus dem Gefangenenlager eingesetzt.

Auch sonst haben Sonneborn und die Piraten an Steinmeier so einiges auszusetzen: "Er hat niemanden von uns abgeschoben. Auch nicht in Hartz IV", werben die Piraten auf einem Plakat für Engelbert Sonneborn. "Und er hat uns nicht an die NSA verraten", sagt Sonneborn mit Blick auf die Ausspähaffäre des US-Geheimdienstes in Deutschland.

Auch die Einigung der Regierungsparteien auf Steinmeier hinter verschlossenen Türen ist Anlass zur Kritik: Die Piratenpartei fordert stattdessen eine Direktwahl des Bundespräsidenten. "Wir können uns vorstellen, dass die Bevölkerung einen Vorschlag macht", sagt Piratenchef Schiffer. Bei einer Beteiligung der Bevölkerung würden jedenfalls ganz andere Persönlichkeiten ins oberste Amt der Republik gewählt, ist sich Schiffer sicher.

Ob Engelbert Sonneborn so eine Person ist, bleibt unklar. Auch weil nichts über ihn zu erfahren ist. Der drahtige Mann mit dem weißen Haar und weißen Schnauzbart verzieht keine Miene, als sein Sohn auf die Frage zur Biografie seines Vaters nur sagt: "Er ist 79 und es liegen Vorerfahrungen vor." Ein Partei-Plakat wirbt mit dem Spruch: "Mein Vater - Dein Vater".

Das Programm steht auch schon fest: "Wir haben alle Reden von Gauck ausgedruckt und haben das Wort Freiheit durch Freizeit ersetzt", sagt Sonneborn grinsend. "In etwa: Freizeit ist auch immer die Freizeit des Andersdenkenden." Sonneborn selbst würde mit seinem Vater nicht ins Schloss Bellevue einziehen wollen. "Ich vermute, dass er erst einmal allein da wohnt. Ist ja alles altersgerecht eingerichtet."

(maxk/afp)
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