Welche prominenten Gesichter nicht mehr kandidieren Diese Politiker sagen dem Bundestag Tschüss

Berlin · Mit einem großen Empfang ist am Montagabend CSU-Politiker Michael Glos aus dem Bundestag verabschiedet worden. Doch der frühere Bundeswirtschaftsminister ist nicht der einzige prominente Politiker, der nach der Wahl am 20. September nicht mehr im Parlament vertreten sein wird. Für diese Abgeordneten ist nun die letzte Sitzungswoche angebrochen.

Müntefering verabschiedet sich
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Als am Dienstagmorgen Angela Merkel ihre Regierungserklärung zu den Flut-Hilfen abgab, da saß sicher auch so mancher Abgeordnete im Sitzungssaal, der nur noch in dieser Woche den Debatten lauschen kann. Mehr als 100 Abgeordnete werden es schon nach jetzigem Stand sein, die nach dieser Legislaturperiode aus dem Bundestag ausscheiden — manch einer freiwillig, mancher auch, weil seine Partei ihn nicht mal will. Nach der Wahl wird manch einer noch hinzukommen.

Und es sind nicht nur die weniger bekannten Politiker, die nicht mehr in der Bundespolitik mitmischen werden, sondern diesmal auch einige, die über Jahre die Bundespolitik mitgeprägt haben. So wie eben Michael Glos. Er bekam Montagabend einen gebührenden Abschied in Berlin. Sogar Helmut Kohl kam, um ihm gebührend seinen Dank auszusprechen. "Du hast große Verdienste erworben", sagte der Altkanzler.

Michael Glos war 1976 der damals jüngste CSU-Politiker, der in den Bundestag gewählt wurde. Von 1993 bis 2005 gehörte der Müllermeister als Chef der CSU-Landesgruppe zu den wichtigsten Unionsabgeordneten. 2005 wurde er Bundeswirtschaftsminister. Doch er nahm 2009 vorzeitig seinen Hut — auch weil er genervt war von manchen Querschüssen aus München. Abgelöst wurde der heute 68-Jährige damals von seinem Parteikollegen Karl-Theodor zu Guttenberg.

Aus den Reihen der CSU scheidet auch Bundesverbraucherministerin Ilse Aigner aus der Bundespolitik aus. Die 48-Jährige möchte sich wieder der Landespolitik in ihrer Heimat Bayern widmen. Vielleicht auch nicht ohne Hintergedanken, denn sie gilt als mögliche Nachfolgerin für den amtierenden CSU-Chef Horst Seehofer. Vier Legislaturperioden war Aigner im Amt.

Auch die Union verliert mit der neuen Legislaturperiode einen bekanntes Gesicht: Ruprecht Polenz. Der Jurist sitzt seit 1994 im Bundestag, war quasi das Sprachrohr seiner Partei, wenn es um die Außenpolitik ging. Seit 2005 ist er Vorsitzender des Auswärtigen Ausschusses. Nach seinem Amt widmet er sich voll und ganz seinem Amt als Chef des CDU-Fernsehrates.

Viele prominente Politiker verliert auch die SPD mit dem neu zu wählenden Parlament. An vorderster Stelle sei hier Franz Müntefering genannt, der während seiner politischen Laufbahn auch zweimal Parteichef war. 73 Jahre ist er inzwischen, 1975 zog er erstmals in den Bundestag ein. Als die SPD 1998 an die Macht kam, war er Bundesgeschäftsführer. Später hatte er Posten wie den des Generalsekretärs, des Fraktionschefs, des Arbeitsministers und eben des Parteichefs inne.

Mit Heidemarie Wieczorek-Zeul verlässt eine weitere frühere SPD-Ministerin den Bundestag — nach 26 Jahren. Sie hat wegen ihrer politischen Haltung — sie gehört dem linken Flügel der SPD an — und ihrer roten Haarfarbe den Spitznamen "rote Heidi" erhalten. Sie hatte am längsten den Posten der Entwicklungsministerin inne, und zwar von 1998 bis 2009.

Auch Wolfgang Thierse von der SPD wird im neuen Bundestag nicht mehr vertreten sein. Seit 1990 sitzt er im Bundestag, war das Gesicht der ostdeutschen SPD. Von 1998 bis 2005 war der vor allem durch seine eigenwillige Frisur und seinen Bart bekannte Politiker Bundestagspräsident, von 1990 bis 2005 sogar SPD-Vize. Thierse eckte im Laufe seiner Laufbahn immer wieder an, zuletzt machte er mit seinen Schimpftiraden gegen Schwaben in Berlin von sich reden.

Hans-Ulrich Klose, der von 1991 bis 1994 Fraktionsvorsitzender der SPD war, tritt ebenfalls nicht wieder zur Wahl an. Der 76-Jährige hatte 1981 sein Amt als Hamburger Bürgermeister abgegeben, zwei Jahre später zog er erstmals in den Bundestag ein. Nach seiner Karriere als Fraktionsvorsitzender widmete er sich der Außenpolitik.

Auch die FDP verliert mit der neuen Legislaturperiode ein prominentes Mitglied: Wolfgang Gerhardt. Der 69-Jährige war seit den 90er Jahren Partei- und Fraktionschef der Liberalen, bevor ihn Guido Westerwelle ablöste. Nach seinem Ausscheiden aus dem Bundestag wird er sich ganz seinem Amt als Chef der Friedrich-Naumann-Stiftung widmen.

Bei den Grünen ist es Kerstin Müller, die nicht wieder antritt. 1994 war sie erstmals in den Bundestag eingezogen, 1998 wurde sie Fraktionschefin. Später ging sie als Staatsministerin ins Auswärtige Amt, das damals Joschka Fischer leitete.

Und auch die Linke verliert ein prominentes Mitglied: Luc Jochimsen. Die parteilose Fernsehjournalistin hatte zuletzt von sich reden gemacht, als sie für die Linke für das Amt des Bundespräsidenten kandidierte.

Es ist nur eine Auswahl bekannter Namen, doch es sind weit mehr Politiker, die nicht wieder für den Bundestag kandidieren. Darunter ist etwa Kulturstaatsminister Bernd Neumann, die Bundesdrogenbeauftragte Mechthild Dyckmans oder auch der SPD-Innenexperte Dieter Wiefelschütz, wie die "Frankfurter Allgemeine Zeitung" bereits im Januar schrieb. Und natürlich auch all die anderen Politiker, die sich mehr in ihrer Wahlregion einen Namen machten denn im Trubel der Berliner Bundespolitik.

(dpa/afp/das)
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