Landtag in Thüringen Kipping weist Gaucks Kritik an Rot-Rot-Grün zurück

Erfurt · Bundespräsident Joachim Gauck hat am Samstag Bedenken darüber geäußert, dass es in Thüringen erstmals einen Ministerpräsidenten der Linkspartei geben könnte. Nun muss er sich scharfe Kritik gefallen lassen. Die Linken-Vorsitzende Katja Kipping wirft dem Präsidenten vor, Parteipolitik zu betreiben.

Joachim Gauck würdigt die friedliche Revolution von Leipzig
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Die Bedenken von Bundespräsident Joachim Gauck gegen einen möglichen linken Ministerpräsidenten in Thüringen sind bei der Linkspartei auf scharfe Kritik gestoßen. Die Parteivorsitzende Katja Kipping wies die Kritik des Bundespräsidenten an der sich abzeichnenden rot-rot-grünen Koalition in dem Bundesland und dem möglichen linken Ministerpräsidenten Bodo Ramelow in der "Bild am Sonntag" zurück. "Ein Präsident muss seine Worte sehr wägen", sagte Kipping. "Sobald er sich dem Verdacht aussetzt, Parteipolitik zu machen, ist seine Autorität beschädigt."

Sie "bezweifle, dass Herr Gauck sich mit diesen Äußerungen einen Gefallen" getan habe, sagte die Linken-Politikerin. Gaucks Zweifel "an der demokratischen Gesinnung" der Linken-Parteimitglieder und Wähler weise sie "in aller Form zurück". "So etwas gehört sich für einen Präsidenten nicht", sagte Kipping.

Gauck hatte laut einem Vorabbericht gesagt, ein linker Ministerpräsident in Thüringen würde ihm einiges abverlangen. "Menschen, die die DDR erlebt haben und in meinem Alter sind, die müssen sich schon ganz schön anstrengen, um dies zu akzeptieren", sagte Gauck im Interview mit dem ARD-"Bericht aus Berlin", das am Sonntag ausgestrahlt wird.

Die Wahlentscheidung sei zwar zu respektieren, dennoch bleibe die Frage: "Ist die Partei, die da den Ministerpräsidenten stellen wird, tatsächlich schon so weit weg von den Vorstellungen, die die SED einst hatte bei der Unterdrückung der Menschen hier, dass wir ihr voll vertrauen können?", sagte Gauck.

Wenn die SPD in Thüringen, bei der derzeit eine Mitgliederbefragung läuft, den Weg für Rot-Rot-Grün freimacht, könnte Bodo Ramelow am 5. Dezember gewählt werden. Damit wäre erstmals ein Politiker der Linken Ministerpräsident eines Bundeslandes.

(AFP)
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