Hier in NRW CDU hält sich bei der Stichwahl auffallend zurück

Am Sonntag entscheiden die Düsseldorfer darüber, ob Dirk Elbers (CDU) Oberbürgermeister bleiben kann oder die Amtskette an Thomas Geisel (SPD) abgeben muss.

Sagen wir mal so: Das politische Verhältnis zwischen Land und Landeshauptstadt ist seit jeher ausbaufähig. Das hat sicher vor allem etwas mit den handelnden Personen zu tun. Schon der frühere Düsseldorfer Oberbürgermeister Joachim Erwin (CDU) tat sich schwer mit seinem Parteifreund, dem späteren NRW-Ministerpräsidenten Jürgen Rüttgers. Umgekehrt traf das auch zu. Kölsch-Trinker Rüttgers soll vor der Kommunalwahl 2004 gespottet haben, Erwin werde wohl die Wahl gewinnen, obwohl "kein vernünftiger Düsseldorfer mit dem ein Alt trinken mag". Zuvor hatte OB Erwin den Vorstoß von Rüttgers zur Abschaffung der Gewerbesteuer als "Schwachsinn" bezeichnet.

Regierungschefin Hannelore Kraft (SPD) hat ebenfalls Probleme mit dem amtierenden Düsseldorfer Oberbürgermeister Dirk Elbers. Das liegt vielleicht auch daran, dass sie der SPD und er der CDU angehört. Doch irgendwie stimmt die Chemie zwischen den beiden nicht. Zur 725-Jahr-Feier der Stadt Düsseldorf wurde zwar die Landtagspräsidentin eingeladen, nicht jedoch die Ministerpräsidentin. Elbers und Kraft, so ist oft beobachtet worden, gehen sich am liebsten aus dem Weg.

Es wäre also nicht verwunderlich, wenn Kraft am Sonntag besonders auf die Landeshauptstadt schaut. Dort müssen die Bürger in einer Stichwahl darüber entscheiden, ob Elbers OB bleibt oder die Amtskette seinem SPD-Herausforderer Thomas Geisel überlassen muss. Dabei wird es entscheidend auf die Stimmen der Grünen ankommen. Mit seiner Forderung, Fracking versuchsweise zu ermöglichen, hat sich Geisel bei ihnen ziemlich unbeliebt gemacht. Grünen-Chefin Monika Düker verspottete ihn gar als "Gasmann". Deswegen bringt die Düsseldorfer SPD auf ihrer Homepage die Landesvorsitzende Kraft ganz groß heraus mit ihrer Zusage: "Solange ich in NRW Ministerpräsidentin bin, wird es kein Fracking für die unkonventionelle Erdgasförderung geben." Für Freitag ist dann noch ein Treffen Geisel-Kraft geplant.

Und Elbers? Vor der Stichwahl schickt die Bundespartei den (noch wenig bekannten) Generalsekretär Peter Tauber nach Düsseldorf. Von besonderen Aktivitäten der Landespartei ist dagegen wenig zu spüren. Dabei ist Düsseldorf unter den bundesweit zehn einwohnerstärksten Großstädten (noch?) die einzige mit einem CDU-Oberbürgermeister. Das sollte der Landespartei eigentlich ein besonderer Ansporn sein, den Wahlsonntag für Elbers zu entscheiden. Oder sieht man in der Parteizentrale an der Düsseldorfer Wasserstraße etwa schon Land unter?

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(RP)
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