Kolumne: Hier In Nrw Ostasien am Rhein

Haben Sie schon mal einen Japan-Tag in Düsseldorf besucht? Noch nicht? Ende des Monats haben Sie Gelegenheit dazu: Dann verwandelt sich das Rheinufer zwischen dem nordrhein-westfälischen Landtag und der Düsseldorfer Altstadt wieder in eine kunterbunte Kulturmeile mit fantastisch kostümierten Menschen, die Manga- und Anime-Fans begeistern werden. Ein pralles Unterhaltungsangebot lockt von Bühne zu Bühne, von Zelt zu Zelt. Dazwischen tummeln sich junge Leute mit Schildern, auf denen "free hugs " zu lesen ist. Umarmungen sind also erlaubt - späteres Flirten, nach dem Feuerwerk, nicht ausgeschlossen.

Kurzum: Am 30. Mai ist in der Landeshauptstadt wieder ein schrilles Spektakel zu erwarten. Seitdem der Japan-Tag 2002 erstmals veranstaltet wurde, haben die Besucherzahlen zugenommen. Zuletzt waren es mehr als 700 000 Menschen, die sich kulturell und kulinarisch haben inspirieren lassen.

Offiziell eröffnet wird der Japan-Tag auch diesmal wieder von NRW-Wirtschaftsminister Garrelt Duin, nicht aber von Ministerpräsidentin Hannelore Kraft (beide SPD). Das stößt in japanischen Kreisen auf - sagen wir - Irritation. Schließlich ist Düsseldorf schon seit langem das unangefochtene japanische Zentrum im Westen Deutschlands. In NRW leben mehr als 12 000 Japaner (mehr als 8000 allein im Großraum Düsseldorf); 570 japanische Firmen sind hier ansässig. Auf dem Airport Düsseldorf starten die Jets zum Direktflug nach Tokio. Die Verbindungen NRW-Nippon sind also ganz eng. Da wünschte sich mancher Japaner doch einen offiziellen Festtagssanstrich durch die Regierungschefin, der aber auch in diesem Jahr ausbleiben wird.

Darüber würde man in der japanische "Kolonie" vielleicht noch stillschweigend hinwegsehen, wenn es nicht gleichzeitig eine stetig wachsende Präsenz der Chinesen in NRW gäbe. Eine mehr als 10 000 Kilometer lange Güterzug-Verbindung zwischen der fernen Metropole Chonqing und dem Duisburger Hafen gibt es bereits, und in Kürze eröffnen die Chinesen in Düsseldorf ein Generalkonsulat. Es war übrigens der frühere Düsseldorfer Oberbürgermeister Joachim Erwin (CDU), der damit angefangen hat, die Fühler Richtung China auszustrecken.

Hannelore Kraft hat erst unlängst eine ausgedehnte Reise durch China unternommen. All das wird von den Japanern natürlich mit großer Aufmerksamkeit registriert. Sie machen kein Geheimnis daraus, dass sie es gut fänden, wenn die Ministerpräsidentin auch einmal ins Land der aufgehenden Sonne käme.

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(RP)
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