Peking Kim Jong Un – verspielt und unberechenbar

Peking · Nordkorea spielt einen der letzten Trümpfe aus: Südkoreanern ist der Zutritt zum gemeinsamen Industriepark verboten.

 Kim Jong Un besichtigt am 25. März an einem unbekannten Ort Modelle von Militärfahrzeugen.

Kim Jong Un besichtigt am 25. März an einem unbekannten Ort Modelle von Militärfahrzeugen.

Foto: AFP

Spektakuläre Fotos aus Nordkorea gingen Ende Februar um die Welt. Sie zeigten während eines Basketball-Spiels den jungen Diktator Kim Jong Un, seine 23-jährige Frau Ri Sol Ju, die ihm gerade eine Tochter geboren hatte, und den Ex-US-Basketball-Star Dennis Rodman.

 Kim Jong Un am 25. Juli 2012 mit seiner Frau Ri Sol Ju in einem Vergnügungspark in Pjönjang.

Kim Jong Un am 25. Juli 2012 mit seiner Frau Ri Sol Ju in einem Vergnügungspark in Pjönjang.

Foto: AP

Die scheinbar skurrile Szene kam bei ausländischen Beobachtern anders an, als Kim es wollte. Sie taten sie als Kinderei eines unreifen Erbnachfolgers ab, der sich auch öffentlich beim Karussellfahren vergnügte.

Chinesische Korea-Experten sehen das anders. Sie nennen den Auftritt eine versuchte Inszenierung von Basketball-Diplomatie nach Vorbild der Pekinger Pingpong-Diplomatie in den 70er Jahren. Kim habe gehofft, die selbstverschuldete Isolierung seines hungernden Landes, das nach seinem dritten Atomtest unter verschärften UN-Sanktionen steht, so durchbrechen zu können. Viele Arrangements dazu habe das Ausland nicht verstanden: Kim hatte für die Propagandafotos eigens eine Büchse der in Nordkorea verbotenen Coca-Cola ins Bild rücken lassen, ein Wink an die USA. Rodman gab er die Botschaft mit, er wünschte sich einen Anruf Barack Obamas. Auch das Stadion für das Spiel war mit Bedacht ausgewählt: Südkoreas früherer Hyundai-Chef Chung Ju Yung hatte es als Zeichen guten Willens mit 47 Millionen US-Dollar gesponsert.

Kims kalkulierte Einladungen verpufften wirkungslos. Er verspielte seine Chance auf Aussöhnung, die er nur durch ein Angebot zu Abrüstungsverhandlungen hätte erzielen können. Deshalb kam nur einen Monat später die dramatische Wende: Die USA, Südkorea und inzwischen auch China fürchten, dass aus Kim ein Brandstifter wird. Den USA und Südkorea drohte er mit Atomschlägen, verprellte China durch den Wiederaufbau der ihm von Peking einst teuer abgehandelten Atomanlagen und bestraft nun auch Hyundai, das bislang als Partner Nordkoreas die soeben vom Diktator geschlossene gemeinsame Wirtschaftszone Kaesong gemanagt hat.

Niemand weiß, was Kim weiter vorhat. Es gibt noch nicht einmal eine offizielle Biografie des Thronerben der Kim-Dynastie in dritter Generation. Sein Großvater Kim Il Sung hatte Nordkorea gegründet. Offiziöse chinesische Zeitschriften schreiben, dass er am 8. Januar 29 Jahre alt wurde, andere, dass er schon 30 ist. Sicher ist nur, dass er Frisur und Statur so veränderte, dass er seinem Großvater immer ähnlicher wird.

(RP)
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