St. Petersburg Terror in Russland - elf Tote

St. Petersburg · Die Metro in St. Petersburg wurde zum Ziel eines terroristischen Angriffs. Die Behörden vermuten einen islamistischen Hintergrund. Eine zweite Bombe ging nicht hoch und wurde entschärft.

Russlands Metropole St. Petersburg ist erstmals Ziel eines Bombenanschlags mit mindestens elf Toten und rund 50 Verletzten geworden. Der Sprengsatz explodierte in einer fahrenden U-Bahn unter dem Zentrum der Fünf-Millionen-Stadt. Das staatliche Ermittlungskomitee geht von einem Terrorakt aus - der auch eine Kampfansage an Präsident Wladimir Putin bedeutet. Er war zur Tatzeit in seiner Heimatstadt, hielt sich aber im Vorort Strelna auf. Dort traf er Weißrusslands Präsidenten Alexander Lukaschenko.

Nach Ermittlerangaben ereignete sich die Explosion gegen 14.40 Uhr auf der Fahrt zwischen den Stationen Sennaja Ploschtschad (Heuplatz) und Technologisches Institut. "Der Maschinist traf die absolut richtige Entscheidung, nicht anzuhalten, sondern bis zur nächsten Station zu fahren, damit den Opfern unverzüglich geholfen werden konnte", sagte eine Sprecherin des staatlichen Ermittlungskomitees. So seien vermutlich Menschenleben gerettet worden.

Die Behörden fahnden nach zwei Verdächtigen. Einer soll die Bombe in einer Aktentasche unter einem U-Bahn-Sitz platziert haben. Videokameras hätten eine Person dabei erfasst, meldete die Agentur Interfax. Behörden schätzten die Sprengkraft auf 200 bis 300 Gramm TNT; die Bombe sei mit Metallteilen versehen gewesen, um die tödliche Wirkung zu verstärken. Die andere Person soll einen zweiten Sprengsatz in der Metrostation Ploschtschad Wosstanija (Platz des Aufstands) deponiert haben. Spezialisten des Inlandsgeheimdienstes FSB haben sie entdeckt, entschärft und offenbar eine noch größere Katastrophe verhindert: Die zweite Bombe soll mit einem Kilogramm TNT die vierfache Sprengkraft gehabt haben.

Nach dem Anschlag verschärften die Behörden die Sicherheitsvorkehrungen in Moskau und St. Petersburg. Ein am Flughafen von St. Petersburg entdeckter herrenloser Gegenstand erwies sich als harmlos. Zuvor hatte es ähnliche Berichte über Gegenstände in Straßenbahnen gegeben, in Moskau waren einige zwischenzeitlich evakuiert worden. Die St. Petersburger Metro fuhr am späten Abend wieder.

Präsident Putin sprach den Familien sein Beileid aus. Die Sicherheitsbehörden würden die Explosion aufklären, versprach er. "Wir ziehen alle Möglichkeiten in Betracht - ob es eine kriminelle Tat war oder sie einen terroristischen Charakter hat", sagte er der Agentur Interfax. Alle Anzeichen deuteten auf einen Terroranschlag hin, sagte Viktor Oserow, Abgeordneter im russischen Föderationsrat.

In der Vergangenheit hatte es Anschläge auf die U-Bahn in Moskau mit zahlreichen Toten gegeben. Die meisten davon wurden in Verbindung mit islamistischen Terroristen aus Tschetschenien gebracht. In St. Petersburg gab es bislang keine Anschläge mit Toten. Die alte Zarenstadt ist ein wichtiges Touristenziel und Hauptspielort des Fußball-Confed-Cups in gut zwei Monaten.

Bundeskanzlerin Angela Merkel zeigte sich am Abend entsetzt über den Terrorakt: "Alle Anzeichen deuten darauf hin, dass es sich um einen feigen Anschlag gehandelt hat", hieß es in ihrem Kondolenztelegramm an Präsident Putin. "Sollte sich dies bewahrheiten, so wäre dies ein barbarischer Akt, den ich aufs Schärfste verurteile ."

(dpa)
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