Gefährliches Usutu-Virus Amsel-Sterben jetzt auch in NRW

Düsseldorf · Das besonders für Amseln gefährliche Usutu-Virus könnte Nordrhein-Westfalen erreicht haben. Mehr als 50 Meldungen von toten Amseln, die meisten davon im Kreis Bielefeld und im Raum Siegen, sind in den vergangenen Tagen beim Naturschutzbund NRW (Nabu) eingegangen.

"Das ist eine ungewöhnlich hohe Zahl", sagt Sprecherin Birgit Königs. Allerdings fehlt noch der sichere Nachweis für den tropischen Erreger. Bislang wurde das Usutu-Virus in Hessen, Rheinland-Pfalz und Baden-Württemberg in mehr als 30 Fällen durch das in Hamburg ansässige Bernhard-Nocht-Institut für Tropenmedizin bestätigt. In Österreich, wo das Virus seit Jahren verbreitet ist, wurden die Amsel-Populationen regional, etwa im Raum Wien, um bis zu 90 Prozent dezimiert.

Von Usutu-Viren betroffene Vögel entwickeln entzündliche Veränderungen von Nervensystem, Leber, Milz und Herzmuskel, sie torkeln teilweise umher und flüchten nicht mehr. Amseln reagieren besonders empfindlich, befallen werden können beispielsweise auch Meisen oder Spottdrosseln. Dass die Amsel durch das Virus komplett ausgerottet wird, ist ziemlich unwahrscheinlich. "Die Populationen brechen teilweise zwar über mehrere Jahre massiv ein, erholen sich aber wieder, weil die Vögel Resistenzen aufbauen", so Königs.

Allerdings ist das ursprünglich aus Afrika stammende Virus über infizierte Mücken auch auf den Menschen übertragbar. Es wurde bereits in deutschen Stechmücken nachgewiesen. Bisher liegt in Deutschland jedoch kein diagnostizierter Fall von Usutu-Fieber vor. Usutu-Patienten in Italien entwickelten Fieber, Kopfschmerzen und Hautausschläge, schwerere Verläufe bis zur Gehirnhaut- oder Leberentzündung wurden bei immungeschwächten und älteren Menschen beobachtet. Eine Schutzimpfung gibt es bislang nicht.

Für das auffällige Verschwinden der Amseln könnte es laut Königs auch profane Gründe geben: Die Vögel befinden sich im Spätsommer und im Herbst in der Mauser und ziehen sich zurück. Allerdings, so die Nabu-Sprecherin, habe es noch nie so viele Anfragen von Bürgern gegeben wie derzeit, warum die Amsel nicht mehr zu sehen und zu hören sei.

(RP)
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