Sommerspiele 2024 Deutschland bewirbt sich um Olympia

Düsseldorf · Vielleicht wird irgendwann einmal vom "Geist von Neu-Isenburg" die Rede sein. Dann nämlich, wenn Deutschland tatsächlich den Zuschlag für die Olympischen Sommerspiele und die Paralympics 2024 oder auch erst 2028 erhält.

In der 36.000-Einwohner-Stadt südlich von Frankfurt am Main beschloss das Präsidium des Deutschen Olympischen Sportbunds (DOSB), gestern offiziell, sich um die Spiele in zehn Jahren zu bewerben. Die Entscheidung muss aber auch die DOSB-Vollversammlung am 6. Dezember in Dresden tragen. Doch das dürfte lediglich Formsache sein. Noch hat beim Internationalen Olympischen Komitee (IOC) keine Stadt eine Kandidatur für 2024 eingereicht. Bewerbungen werden aus den USA, Istanbul, Doha, Paris und Rom erwartet.

Das Ob einer neuerlichen Bewerbung ist damit beantwortet, das noch spannendere Wer aber nicht. Erst im März fällt die Entscheidung, ob Deutschland Berlin oder Hamburg ins Rennen schickt. "Erfahrene Mitglieder der Sportfamilie sowie Vertreter aus Politik und Gesellschaft" sollen dem DOSB Mitte März einen Vorschlag unterbreiten, ob die Haupt- oder die Hansestadt mehr Erfolg verspricht. Nach der Festlegung auf eine Stadt, soll die Bevölkerung dort über eine Kandidatur abstimmen. Die Entscheidung, wer nach Rio de Janeiro 2016 und Tokio 2020 an der Reihe ist, fällt das IOC Mitte 2017.

"Nach mehr als 50 Jahren ist Deutschland wieder an der Reihe, die Spiele auszureichen", hatte DOSB-Generaldirektor Michael Vesper kürzlich im Gespräch mit unserer Zeitung mit Rückblick auf München 1972 gesagt.

Fünfmal waren deutsche Bewerbungen danach gescheitert: Berchtesgaden (Winter 1992), Berlin (Sommer 2000), Leipzig (Sommer 2012), München (Winter 2018), München (Winter 2022). Die bislang letzte Bewerbung kam erst gar nicht richtig in Gang, weil sich die oberbayerische Bevölkerung mehrheitlich dagegen aussprach. Nun steht der DOSB vor der schweren Aufgabe, die Berliner oder Hamburger für das milliardenschwere Sportfest zu begeistern.

"Die Lücke zwischen der allgemeinen Zustimmung zur Ausrichtung der Spiele und der konkreten Befürwortung einer Bewerbung der eigenen Stadt zu schließen, ist eine Herausforderung, der der organisierte Sport sich gemeinsam mit den beteiligten Städten stellt", sagte Präsident Alfons Hörmann. Die Olympia-Zustimmung liegt laut DOSB in Berlin derzeit nur bei 48 Prozent, in Hamburg bei 53 Prozent. Skepsis herrscht auch deshalb, weil sich Olympia vor allem zuletzt in Sotschi von seiner hässlichen und exorbitant teuren Seite zeigte. Doch die Reformen beim IOC hin zu Spielen in kleinerem Maßstab sind im Gange.

Eine weitere Schwäche der deutschen Ambitionen liegt in der Konkurrenz im eigenen Haus. Der Deutsche Fußball-Bund hat sich für die Europameisterschaft 2024 in Stellung gebracht. Und alles andere als ein Zuschlag für den DFB wäre eine große Überraschung. Olympia und Fußball-EM in einem Sommer in einem Land - das hat es noch nie gegeben. Es erscheint fraglich, ob eine derartige deutsche Vormachtstellung in einem Jahr sportpolitisch wünschenswert erscheint.

Ein weiterer Schwachpunkt deutscher Olympiabewerbungen war zuletzt die Zurückhaltung der Bundespolitik. Während Bundeskanzlerin Angela Merkel stets die Nähe zur Fußball-Nationalmannschaft suchte, hielt sie sich bei der Unterstützung der Münchner Kandidaturen um die Winterspiele zurück. Während ihrer Amtszeit besuchte sie weder Sommer- noch Winterspiele.

(RP)
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