Formel 1 Ein Team-Duell im Grenzbereich

Düsseldorf · Wenn du den Kampf um die Weltmeisterschaft verlierst, dann tut das weh. Wenn es aber dein Teamkollege ist, der sich feiern lassen darf, dann durchbricht der Frust die Schmerzgrenze. Die Formel 1 erlebt in dieser Saison mal wieder, dass sich zwei Fahrer aus einem Rennstall um den Fahrer-Titel streiten: Nico Rosberg (202 Punkte) führt nach elf der 19 Rennen vor Lewis Hamilton (191).

Großer Preis von Ungarn: das Rennen
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Großer Preis von Ungarn: das Rennen

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Keine einfache Situation. "Wir müssen auch die Balance finden, weil wir in erster Linie für Mercedes fahren, Mercedes repräsentieren und meine Kollegen in der Fabrik, deren Familien von uns abhängig sind. Daher müssen wir als Team arbeiten", sagte Rosberg. Auf der anderen Seite wolle man als Fahrer natürlich gewinnen, betont Rosberg.

Lewis Hamilton lässt Nico Rosberg in Ungarn nicht vorbei: Pressestimmen
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Pressestimmen zum Großen Preis von Ungarn

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Eine Situation, die bei den Silberpfeilen immer schwieriger zu handhaben ist, je weniger Rennen noch zu fahren sind. "Im Motorsport gibt es nur einen Gegner, auf den man achtet: den Teamkollege. Alle anderen haben bessere Autos, wenn sie schneller sind. Aber wenn der Teamkollege vorne ist, was erzählst du dann?", beschrieb der ehemalige Rallye-Weltmeister Walter Röhrl einmal die knifflige Situation.

Hamilton war auch im vorerst letzten "Stall-Krieg" ein Hauptdarsteller. Als Formel-1-Debütant zeigte er 2007 dem von Renault geholten Weltmeister Fernando Alonso die Stirn. Die Lage spitzte sich immer mehr zu - und beim Saisonfinale schafften es die beiden McLaren-Fahrer, dass sich Ferrari-Pilot Kimi Räikkönen noch mit einem Punkt Vorsprung den WM-Titel sicherte.

Großer Preis von Ungarn: das Qualifying
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Großer Preis von Ungarn: das Qualifying

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Diesmal ist die Situation anders. Auch wenn die Rivalen allmählich aufholen, hat Mercedes doch ein komfortables Polster. In der Konstrukteurs-Wertung (Mercedes 393 Punkte) liegt Red Bull (219) weit zurück. Daniel Ricciardo, am Sonntag überraschender Sieger des von Unfällen, Wetterkapriolen und Safety-Car-Phasen beeinflussten Großen Preises von Ungarn, hat bereits 71 Punkte Rückstand auf Rosberg.

In Budapest sorgte ein Funkspruch für Aufsehen, mit dem Hamilton von der Box aufgefordert wurde, den zu diesem Zeitpunkt schnelleren Rosberg vorbeizulassen. Bislang hatten beide Fahrer stets freie Fahrt. Diesmal aber ging es nicht darum, wer das Rennen gewinnen kann, sondern ob Mercedes noch die Chance auf den Sieg haben würde. Doch der Engländer ignorierte die Anweisung.

Lewis Hamiltons Mercedes brennt auf dem Hungaroring
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Hamiltons Mercedes brennt auf dem Hungaroring

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"Wir können nicht mehr erwarten, dass einer für seinen Hauptrivalen im WM-Kampf Platz macht", stellte Mercedes-Teamchef Toto Wolff nun klar. Teamaufseher Niki Lauda übte Kritik: "Die Anweisung an Lewis war unnötig." Vor der Saison wurde in einem Katalog festgelegt, wie die Fahrer miteinander umgehen sollten. Hamiltons Weigerung ist der vorläufige Höhepunkt im Nervenkrieg, den die beiden Titelaspiranten bestreiten.

Der Engländer dachte nicht daran, Rosberg vorbeizuwinken. "Ich fahre für mich und nicht für ihn", sagte der 29-Jährige, dem Teaminteressen gleichgültig waren. Rosberg schaffte es nicht, nahe genug an seinen gleichaltrigen Rivalen heranzukommen. "Dann hätte Lewis ihn sicher vorbeigelassen", meinte Niki Lauda.

Eine Ansicht, die er möglicherweise exklusiv hat. "Jetzt kämpft jeder für sich. Das wird intensiv", betonte Rosberg. Erst am 24. August steht das nächste Rennen an. Dann wird im belgischen Spa um WM-Punkte gefahren. Zeit genug, sich zu sammeln und den Haussegen wieder etwas zu richten. Doch der Titelkampf wird härter. Es muss ja nicht so weit kommen, dass Rosberg und Hamilton sich gegenseitig abschießen wie einst Ayrton Senna und Alain Prost. Oder einer sämtliches Klopapier aus der Teamtoilette entfernt, wodurch Nelson Piquet seinen Rivalen Nigel Mansell unter Druck setzte.

(RP)
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