Borussia Mönchengladbach Kramer: "Mein Auftritt war scheiße"

Dortmund · Borussia Mönchengladbach hat die Partie gegen Borussia Dortmund verdient 0:1 verloren. Die Gastgeber waren in allen Belangen die bessere Mannschaft. Ironischerweise fungierte Christoph Kramer als Erlöser des BVB, der lange Zeit beste Chancen ausließ.

Christoph Kramer trifft gegen Borussia Dortmund aus 44 Metern in das eigene Tor
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Kramer trifft aus 44 Metern in das eigene Tor

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Für Christoph Kramer schien die Sonne in diesem Jahr bislang eigentlich immer. Aus dem Nichts wurde er Weltmeister. Als Weltmeister wurde er zur Marke. Und als Marke wurde er mannigfach interessant für Sponsoren, Medien und Klubs in ganz Europa. Am Sonntagabend wurde es dann zur Abwechslung mal zappenduster für Mönchengladbachs Mittelfeldspieler. Im Duell bei Borussia Dortmund ebnete Kramer dem BVB mit einem äußerst kuriosen Eigentor aus 44 Metern den Weg zum 1:0-Sieg für Schwarz-Gelb. Für Gladbach war es im 19. Pflichtspiel der Saison die erste Niederlage.

Es war eigentlich eine harmlose Szene, als Kramer einen Pass von Tony Jantschke zu Torhüter Yann Sommer zurückspielen wollte. Doch dieser Rückpass misslang maximal und landete als Bogenlampe über dem chancenlosen Sommer im Tor. Dieser Fauxpas dürfte Kramer nun nach seinem Knock-out im WM-Finale mit anschließenden Erinnerungslücken möglicherweise eine zweite Szene in den fußballerischen Rückblicken auf dieses Jahr sichern. Schon zuvor hatte der 23-Jährige einen seiner schlechtesten Tage im Borussen-Dress erwischt. Im defensiven Zentrum der Gäste agierten Havard Nordtveit und er gedanklich viel zu langsam und zu leichtsinnig im Aufbau.

Kramer selbstkritisch

Immerhin versteckte sich Kramer nach dem Spiel nicht, sondern stellte sich den Journalisten und ging mit sich selbst hart ins Gericht. "So etwas sollte nicht passieren, so etwas kann aber passieren. Das ist menschlich", sagte Kramer über sein Eigentor, fand dann aber deutliche Worte für seine Gesamtleistung: "Was aber nicht geht, ist, wie ich hier 90 Minuten lang auftrete. Das war nämlich scheiße."

Christoph Kramer wird nach der Partie gegen Borussia Dortmund getröstet
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Pechvogel Kramer wird nach der Partie getröstet

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Der Spielaufbau war ohnehin lange nicht wirklich ein nennenswerter Aspekt im Auftritt der in den Zweikämpfen ungewöhnlich harmlosen Gladbacher. 13:0 Torschüsse verzeichneten die Statistiker bis zur Pause für die Hausherren. Einzig fehlender Präzision bei den Großchancen von Marco Reus, Henrikh Mkhitaryan und Lukas Piszczek sowie Sommers glänzenden Reflexen war es zu verdanken, dass Gladbach gegen starke Gastgeber nicht frühzeitig ausweglos zurücklag.

Für die Gäste vom Niederrhein hatte die Partie im ehemaligen Westfalenstadion eine Konstellation geboten, wie sie sie in dieser bislang so erfolgreichen Saison auch noch nicht vor der Brust hatten: Bis zum Anpfiff mussten sie mit der Besonderheit leben, von Teilen der Öffentlichkeit im Duell mit dem, im Ligaalltag zugegebenermaßen kriselnden, BVB die Favoritenrolle zugeschoben zu bekommen. Vom Anpfiff weg musste die Mannschaft von Trainer Lucien Favre jedoch damit zurechtkommen, so deutlich wie noch nie in den 18 Pflichtspielen zuvor die Rolle des total Unterlegenen auf dem Rasen einzunehmen. Viele bis alle Qualitäten, die die Gladbacher in den vergangenen Wochen so stark gemacht hatte, erstickten spritzigere , handlungsschnellere und in allen Belangen bessere Dortmunder im Keim.

Bislang hatte es jeder von Borussias Gegnern in dieser Saison schwer gehabt, nach vorne hin Räume zu finden und überdies auch noch Torchancen zu kreieren. Der BVB stieß nun gleich reihenweise durch den löchrigen Verbund in weiß. Besonders Reus und Mkhitaryan konnten sich allzu frei vor dem Gladbacher Strafraum bewegen und durchkombinieren. Und so erinnerte dieser Auftritt der Gäste am Ende dann doch eher an ein Auswärtsspiel aus den Jahren, in denen man selbst in der Regel als krasser Außenseiter aus unteren Tabellengefilden angereist war. Diesmal war Borussias als Spitzenteam nach Dortmund gefahren. Sie konnte es nur nicht zeigen.

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