Bayern-Fans pfeifen Arjen Robben aus Van Bommel: "Ich würde an Abschied denken"

Düsseldorf · Arjen Robben kommt nicht zur Ruhe. Bayern Münchens niederländischer Superstar, der gegen den FC Chelsea im Finale der Champions League einen Foulelfmeter in der Verlängerung verschoss, wurde nun im Spiel zwischen dem FC Bayern und dem niederländischen Nationalteam von Teilen der Bayern-Fans ausgepfiffen. Ein Skandal für seine Mitspieler.

Testspiel: Bayern - Niederlande
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Robben, der erst 14 Minuten vor Schluss auf Seiten des deutschen Vorrundengegners bei der EM in Polen und der Ukraine in der Allianz Arena eingewechselt wurde, ging nach dem Spiel in die Bayern-Kurve und bedankte sich bei den treuen Anhängern für die Unterstützung, da nicht alle Besucher des Spiels gepfiffen hatten und auch positive Plakate in der Kurve ausgerollt wurden.

Wortloser Abgang

Sprechen wollte er aber nicht, wortlos verließ er die Münchner Arena, in der er sich am Samstag wohl den bittersten Fehlschuss seiner Karriere geleistet hatte. Dass Teile der Fans jeden seiner Ballkontakte im Spiel gegen die Bayern mit Pfiffen quittierten, dürfte den 28-Jährigen nicht kalt gelassen haben, seine Mannschaftskollegen reagierten empört.

"Ich hätte es nicht für möglich gehalten, dass beim FC Bayern sowas passiert. Es ist eine Schande, wenn man bedenkt, was Robben in seiner Karriere erreicht hat. Er hat Bayern zum Finale nach Madrid geführt und ist unglaublich wichtig für den Verein. Bayern sollte wirklich froh sein, so einen Spieler wie ihn zu haben", sagte Mark van Bommel, der bis zum Januar 2011 noch mit Robben gemeinsam für den FC Bayern gespielt hatte.

"Niemand im Verein unterstützt ihn"

"Arjen hat einen neuen Drei-Jahres-Vertrag unterschrieben. An seiner Stelle würde ich zweimal über meine Zukunft nachdenken. Ich weiß nicht, was Arjen unternehmen wird. Ich würde an einen Abschied denken. Niemand im Verein unterstützt ihn. Er ist mental sehr stark. Jedes Mal, wenn er einen Rückschlag erleidet, kommt er stärker zurück. Bayern sollte über so einen Spieler glücklich sein", legte van Bommel im Gespräch mit dem niederländischen TV-Sender "SBS6" nach.

Auch Wesley Sneijder legte Robben indirekt einen Wechsel nahe. "Diese Reaktion ist skandalös. Nicht nur das, man merkt auch, dass keiner bei Bayern ihn in den letzten Tagen beschützt hat. Auf diese Art und Weise grenzen sie ihn aus. Für Arjen war das ein ganz mieser Abend. Wenn es nach mir geht, kommt er diesen Sommer noch zu Inter", sagte der Mittelfeldspieler dem Magazin "Voertball International".

"Es ist eine Schande"

"Der FC Bayern sollte sich schämen, das hat Arjen nicht verdient. Wir hatten so etwas nicht erwartet. Das ist peinlich", kommentierte der ehemalige HSV-Profi Rafael van der Vaart die Pfiffe gegen Robben und gab einen Einblick in das Seelenleben seines sensiblen Mitspielers: "Er hat mir in der Kabine gesagt, dass er sehr traurig und enttäuscht ist." Bondscoach Bert van Marwijk war ebenfalls nicht begeistert: "Die Reaktion der Fans verärgerte mich. Ich bin sehr enttäuscht darüber zu sehen, wie der eigene Spieler so behandelt wird. Es ist eine Schande!"

Auch die Bayern-Stars kommentierten die Pfiffe gegen den Niederländer, dem oft nachgesagt wird, in der Bayern-Elf isoliert zu sein. "Die Pfiffe sind Quatsch!", sagte Toni Kroos kurz und knapp. "Von uns hat er die volle Rückendeckung", beteuerte Nationalverteidiger Holger Badstuber, "klar ist es erschreckend, wenn er ausgepfiffen wird."

"Ich weiß nicht, warum und weshalb gepfiffen wurde. Es war komisch. Erst wurde gepfiffen, dann wurde er gefeiert. Vielleicht wurde gepfiffen, weil er im Holland-Trikot gespielt hat. Ein Großteil der Zuschauer hat sich dann aber wohl gedacht: 'Pfeifen? Komisch! Da müssen wir was gegen unternehmen.' Dann war es auch ganz ok.", wollte Thomas Müller die Fan-Aktion nicht überbewerten. Auch Sportdirektor Christian Nerlinger war bemüht, den Fall herunterzuspielen: "Ich kann mir diese Reaktion nur erklären, weil Robben das Nationaltrikot der Niederlande getragen hat." "Damit muss er leben. Es waren doch nur vereinzelte Fans", sagte Trainer Jupp Heynckes.

Der Verein reagierte am Mittwoch mit einer Presseerklärung, in der er "Erstaunen, Irritation und Enttäuschung" über die Pfiffe ausdrückte. Dies entspreche nicht dem Stil des FC Bayern, wird Vorstandschef Karl-Heinz Rummenigge zitiert. Vielmehr müsse man "demjenigen, der am Boden liegt, die Hand reichen und helfen". Der deutsche Rekordmeister hat laut Rummenigge am Mittwochmorgen "viele Reaktionen unserer Fans erhalten, die sich im Namen derjenigen, die gepfiffen haben, bei Arjen Robben dafür entschuldigen". Der FC Bayern wünsche dem 28-Jährigen nun "eine gute, erfolgreiche Europameisterschaft und freut sich, ihn im Juli wieder im Kreise der Bayern-Familie zu haben".

Die Saison mit drei zweiten Plätzen beendet, nun der Bruch der Fans mit dem Superstar. Der FC Bayern hat in der Bundesliga-Sommerpause viel aufzuarbeiten.

(can)
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