Fortuna Düsseldorf Chaostage bei Fortuna Düsseldorf

Düsseldorf · Dirk Kall ist neuer Vorstandsvorsitzender des Fußball-Zweitligisten – viele Mitglieder laufen dagegen Sturm. Stürmer Stefan Reisinger wurde von Interimstrainer Oliver Reck überraschend begnadigt.

 Fortunas neuer Vorstandsvorsitzender Dirk Kall hat viel zu tun.

Fortunas neuer Vorstandsvorsitzender Dirk Kall hat viel zu tun.

Foto: rpo, Falk Janning

Dirk Kall ist neuer Vorstandsvorsitzender des Fußball-Zweitligisten — viele Mitglieder laufen dagegen Sturm. Stürmer Stefan Reisinger wurde von Interimstrainer Oliver Reck überraschend begnadigt.

Einen Tag nach der Ernennung von Oliver Reck zum Interims-Cheftrainer hat Fußball-Zweitligist Fortuna Düsseldorf auch die Führungsetage neu besetzt. Der 46-jährige Marketingexperte Dirk Kall wird zum 1. Februar Nachfolger von Peter Frymuth als Vorstandsvorsitzender.

Kall erhält für seine Tätigkeit eine Vergütung von rund 150.000 Euro im Jahr. Der Verein hat sich allerdings auf alle Eventualitäten vorbereitet: Bei einem späteren Aufstieg in die Bundesliga würde sich das Salär von Kall auf bis zu 300.000 Euro erhöhen, im Falle eines Abstiegs in die Dritte Liga verlängert sich sein Vertrag indes nicht.

Für Fortuna beginnt mit dieser Strukturveränderung eine neue Ära. Vorgänger Frymuth, der als zuständiger Vizepräsident für den Amateurbereich zum Deutschen Fußball-Bund geht, hatte in seinen neun Amtsjahren nie ein Gehalt vom Verein bezogen. Viele Mitglieder äußerten lautstark ihren Unmut über Kalls Wechsel vom Aufsichtsrat auf einen bezahlten Posten im Vorstand. Sie warfen dem Kontrollgremium in Internetforen Postengeschacher und unverantwortlichen Umgang mit den Vereinsfinanzen vor. Viele verübeln dem ehemaligen Telekom-Manager auch, dass er noch vor wenigen Wochen ganz offiziell Ambitionen auf das Vorstandsamt bestritten hatte.

Kall wirbt um Vertrauen

Dirk Kall kann die Vorwürfe nachvollziehen und wirbt um Vertrauen. "Dieser Kritik werde ich mich sehr deutlich stellen", sagte er. "Wir haben uns sehr lange Gedanken gemacht, wie Fortuna Düsseldorf sich auf der Führungsebene neu aufstellen soll. Ganz unabhängig von Personen sind wir zu dieser Entscheidung gekommen."

Er selber habe in der Tat lange betont, nicht ins operative Geschäft des Vereins wechseln zu wollen, sei schließlich aber von den anderen acht Mitgliedern des Aufsichtsrats überzeugt worden. Tatsächlich fiel die Entscheidung in der Nacht zu Dienstag einstimmig. Zuvor hatte es eine hitzige Sitzung des Gremiums gegeben, in der die Mitglieder kontrovers diskutierten. Teilnehmer sprachen von einer turbulenten Atmosphäre.

Als ersten Tagesordnungspunkt hatte sich der künftige Sportvorstand Helmut Schulte dem Aufsichtsrat vorgestellt. Der Sauerländer, derzeit noch Sportdirektor bei Rapid Wien, stellte dabei klar, dass er erst am 1. Januar seine Tätigkeit aufnehmen werde. Die aktuell drängenden sportlichen Probleme durch die Talfahrt in der 2. Bundesliga (Tabellenplatz 15), die zur Trennung von Cheftrainer Mike Büskens geführt hatten, muss Fortuna ohne Schulte bewältigen. Interimstrainer Oliver Reck vollzog unterdessen Kehrtwende: Nachdem er tags zuvor angekündigt hatte, dass es kein Zurück für den suspendierten Stürmer Stefan Reisinger gebe, holte er den 32-Jährigen gestern doch in seinen Kader.

(RP)
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