Die elegante Art des Hallenfussballs Futsal in Deutschland kommt nur langsam in Schwung

Im Futsal ist Fußball-Weltmeister Deutschland ein Schlusslicht. Um im Hallenfußball aufzurüsten, will der DFB von Herbst an weitgehend die internationalen Regeln der Fifa befolgen. Für Gegner des Spektakels ein Bruch mit der Tradition.

 Der Ursprung des Futsals liegt in Südamerika.

Der Ursprung des Futsals liegt in Südamerika.

Foto: Rüdiger Zinsel

Hallenfußball war gestern, Futsal ist morgen. Vom kommenden Herbst an spielt der Deutsche Fußball-Bund (DFB) nach den vom Weltverband Fifa international vorgeschriebenen Regeln. Diese sollen dann für alle offiziellen Verbandswettbewerbe gelten: Männer und Frauen, Jugendliche und Senioren. Die Änderung des Regelwerks ist aus Sicht des DFB längst überfällig, stößt aber bei vielen auf taube Ohren.

Denn hierzulande spielen Amateurkicker seit Jahrzehnten ihren eigenen Hallenfußball: meist mit Bande, kleinen Toren und handelsüblichen Bällen. Nach Futsal-Regeln sollen die Bälle nun kleiner werden und weniger springen; dazu wird eingekickt statt eingeworfen — und das auf einem Handballfeld.

Erster Schritt zum Nationalteam

Ausgerechnet das Land des Fußball-Weltmeisters ist nach Meinung von Bernd Barutta, DFB-Abteilungsleiter für Amateurfußball, bislang neben Nationen wie Island oder Liechtenstein ein Nachzügler. Im Gegensatz zu Italien, Brasilien und Spanien klammert sich Deutschland an die traditionellen Hallenfußball-Spielregeln. "Um uns herum ist Hallenfußball Futsal. Wir möchten hier in die internationale Hallenfußballgemeinde integriert werden", meinte Barutta. Zu lange habe der DFB gewartet, bis diese Entwicklung von allein passiere. "In naher Zukunft möchte wir nun auch eine Nationalmannschaft gründen", betonte der DFB-Funktionär.

Anfang der 1930er Jahre war Futsal in Südamerika entstanden, in Uruguay. 1952 wurde in Brasilien die erste Liga des "fútbol sala" (Hallenfußball) gegründet. Rund 40 Jahre später übernahm die Fifa fast das ganze Regelwerk. Internationale Stars wie Lionel Messi und Ronaldinho spielten diese Variante bereits in Kinderschuhen. "Ohne Futsal wäre ich heute nicht der Spieler, der ich bin", sagte der Weltfußballer Cristiano Ronaldo. Für Messi war Futsal immer "ein Riesenspaß, und es hat mir geholfen, das zu werden, was ich heute bin".

"Die Leute, die dagegen sind, kennen Futsal nicht"

Ein kleinerer Ball für ein besseres Direktspiel, hohe Dynamik, mehr Anspruch an Koordination und Taktik: Damit werben auch die Landesverbände. Trotzdem wehren sich viele Funktionäre, Trainer und Spieler gegen die Umstellung. Darunter auch Leverkusens Fußballerinnen, die im Januar das letzte Mal die Trophäe beim 21. DFB-Hallenpokal der Frauen entgegen nahmen. Wegen den neuen Regeln ist das traditionsreiche Turnier nun Geschichte. "Von Futsal sind wir nicht so begeistert", sagte Bayer-Coach Thomas Obliers. "Das ist eine komplett andere Sportart."

Neue Regeln, weg mit der Tradition. "Die Leute, die dagegen sind, kennen Futsal nicht", sagte Barutta. Darin besteht auch aus Sicht von Sebastian Fink, hessischer Koordinator des DFB in Frankfurt/Main, das Hauptproblem der Vereine. "Viele sagen, es ist der Untergang des Abendlandes, dabei ist es eigentlich nur eine Regeländerung. Da sind viele Ängste wegen Unkenntnissen."

Die gute Nachricht für alle Nostalgiker: Bei Privatturnieren sollen die Regeln gelockert werden - das gilt auch für die noch wenigen großen Veranstaltungen mit Bundesliga-Klubs. "Wir werden, solange es geht, an den normalen Regeln festhalten", sagte Hubert Binder, Veranstalter des Frankfurter Hallenturniers. "Der normale Fußball-Fan, der die normalen Hallenturniere besucht, möchte den normalen Fußball sehen."

(dpa)
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