MSV Duisburg Bajic - der Kopf des MSV ist gesetzt

Duisburg · Am Sonntag zeigte Karsten Baumann seinen Spielern das Drittliga-Spiel gegen Darmstadt – genauer gesagt: die erste Halbzeit der 0:4-Pleite im Heimspiel. "Danach geht's einem besser", sagte Baumann aus Sicht des Trainers: "Da kann man alles mal loswerden, was man über Nacht in sich reingefressen hat." Zum Beispiel: "Ich hätte mir gewünscht, dass sich die Jungs mehr wehren. Wir waren bei den ersten drei Toren in Überzahl im eigenen Strafraum. Das ärgert mich, dass solche Tore fallen. Da sind viele Sachen zusammengekommen bei vielen Spielern." Konkret spricht Baumann "die erfahrenen Spieler" an. Sie sollten "sich dagegen stemmen und die anderen mitziehen. Aber jeder hatte mit sich so viel zu tun, dass er keinen Blick für die anderen hatte. Das passiert, wenn du körperlich und geistig müde bist".

 Sinnbild der Situation: MSV-Kapitän Branimir Bajic muss wie seine Kollegen derzeit der mangelnden Vorbereitung Tribut zollen.

Sinnbild der Situation: MSV-Kapitän Branimir Bajic muss wie seine Kollegen derzeit der mangelnden Vorbereitung Tribut zollen.

Foto: Christoph Reichwein

Am Sonntag zeigte Karsten Baumann seinen Spielern das Drittliga-Spiel gegen Darmstadt — genauer gesagt: die erste Halbzeit der 0:4-Pleite im Heimspiel. "Danach geht's einem besser", sagte Baumann aus Sicht des Trainers: "Da kann man alles mal loswerden, was man über Nacht in sich reingefressen hat." Zum Beispiel: "Ich hätte mir gewünscht, dass sich die Jungs mehr wehren. Wir waren bei den ersten drei Toren in Überzahl im eigenen Strafraum. Das ärgert mich, dass solche Tore fallen. Da sind viele Sachen zusammengekommen bei vielen Spielern." Konkret spricht Baumann "die erfahrenen Spieler" an. Sie sollten "sich dagegen stemmen und die anderen mitziehen. Aber jeder hatte mit sich so viel zu tun, dass er keinen Blick für die anderen hatte. Das passiert, wenn du körperlich und geistig müde bist".

Vor allem das Innenverteidigerpärchen Markus Bollmann (32 Jahre) und Branimir Bajic (33) durfte sich angesprochen fühlen: Drei Kopfballgegentore im eigenen Strafraum dürfen einem so erfahrenen Duo eigentlich nicht unterlaufen. Allerdings hatte auch Phil Ofosu-Ayeh nicht seinen besten Tag, zwei der vier Gegentore, darunter das vorentscheidende 0:2, fielen über seine rechte Abwehrseite. Bei jenem 0:2 war Ofosu-Ayeh zu weit nach vorne gelaufen, Bollmann musste erst auf der rechten Außenbahn aushelfen, und als sich Ofosu-Ayeh im Strafraum von Jerome Gondorf ausspielen ließ, rettete Bollmann eigentlich sogar noch, indem er den Schuss abblockte — blöd nur, dass der Ball genau auf dem Kopf des völlig frei stehenden Torjägers Dominik Stroh-Engel landete.

Oder das 0:3, das aus einem Freistoß resultierte, den Tanju Öztürk verursacht hatte, nachdem er sich hatte überlaufen lassen. Dass Bollmann oder Bajic den Kopfball von Darmstadts Kapitän Aytac Sulu nicht verhindern konnten, steht auf einem anderen Blatt. Diese Szenen zeigen: Individuelle Fehler passieren im Mannschaftssport, aber an Gegentoren oder gar Niederlagen ist nie ein Spieler allein schuld.

Das Problem des MSV gegen Darmstadt: Es passierten insgesamt zu viele Fehler, die in der Summe zu große Lücken rissen, die nicht rechtzeitig gestopft werden konnten. Da schließt Baumann an, wenn er fehlende Spritzigkeit bei seinem Team bemängelt, was er auf die nur neuntägige Saison-Vorbereitung zurückführt. Natürlich sind die MSV-Spieler Profis, die sich in der wochenlangen Hängepartie zur Liga-Zugehörigkeit selber fit hielten, aber Baumann betont, dass das nicht mit einer vollwertigen Vorbereitung zu vergleichen ist: "Du kannst tagelang durch den Wald laufen, aber dadurch kriegst du keine Spielkondition", sagt der Fußballlehrer. "Wenn du alleine trainierst, ist das etwas anderes, den eigenen Schweinehund zu überwinden, als wenn du einen Trainer dabei hast oder Leute, die vielleicht in einer Konkurrenzsituation zu dir stehen und dich so mitziehen. Das ist menschlich. Da kann sich keiner von freisprechen."

Im dünnbesetzten Kader sieht Baumann "richtigen Konkurrenzkampf eigentlich nur bei der Innenverteidigerposition und im defensiven Mittelfeld". Dass er in zwei Heimspielen in Folge schon in der ersten Halbzeit im defensiven Mittelfeld, auf der "Sechs", seine Startaufstellung korrigieren musste, erklärt der Trainer so: "Das waren zwei unterschiedliche Spiele. Gegen Dortmund II habe ich Aycicek rausgenommen, weil es innerhalb der Mannschaft nicht gepasst hat. Das hatte nichts mit ihm zu tun. Gegen Darmstadt hatte es auch nichts mit Öztürk zu tun. Es stand 0:3 — wenn du da nicht den zweiten Stürmer einwechselst, wann denn dann?"

Bleibt der Konkurrenzkampf in der Innenverteidigung. Da hat sich Matthias Kühne während Bollmanns Rotsperre mit soliden Leistungen angeboten. Baumann: "Bolle und Bajic haben größere Erfahrung und sind sehr gute Kopfballspieler. Matze hat in der Spieleröffnung einen Vorteil gegenüber Bolle. Nur: Matze kann ich als Innenverteidiger, als rechten Verteidiger oder als Sechser bringen. So einen hat man gern auf der Bank." Um auf Spielentwicklungen oder Verletzungen reagieren zu können.

Zum Kapitän: Direkt nach dem Darmstadt-Spiel hatte Baumann erklärt, er könne die Kritik, Bajic sei zu langsam, nicht teilen: "Er ist der Kopf der Mannschaft." Gestern bekräftigte Baumann: "Bajic ist gesetzt. So wie er sich gibt, bewegt und die Jungs anstachelt — das ist vorbildlich, so muss sich ein Kapitän verhalten." Klar war für Baumann aber auch, dass "man von ihm mit seiner Erfahrung einen Ticken mehr erwartet als von anderen". So auch Samstag (14 Uhr) bei Holstein Kiel.

(RP)
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