MSV Duisburg Es wird immer ungemütlicher beim MSV

Duisburg · Im Stadionheft des MSV Duisburg zum Spieltag gegen den FSV Frankfurt wird der Geschäftsführer Roland Kentsch mit folgendem Satz zitiert: "Wir arbeiten mit Hilfe ganz vieler engagierter Menschen an der Zukunft des MSV. Alle Spekulationen sind dabei müßig. Das hilft niemandem weiter. Eins ist aber auch klar: Erfolg macht sexy."

2. Bundesliga 12/13: MSV - FSV
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Mit Hilfe des Google-Übersetzers, Einstellung Diplomatisch-Deutsch, liest sich das Ganze so: "Wir haben ein Mordsproblem und suchen Hilfe, wo wir sie nur finden können. Ob wir da heil rauskommen? Keine Ahnung! Aber ohne Siege der Mannschaft wird das extrem schwierig."

Selbst die Nachricht, dass man heute einen neuen Sponsor vorstellen will, wertet Kentsch nur bedingt als Zeichen, das Rating für die Zebras heraufzustufen. Der neue Partner befreie keineswegs von allen Problemen. Kaum zu erwarten ist, dass er den Verlust von 530 000 Euro ausgleicht, den die Kicker durch das selbstverschuldete Pokalaus in Karlsruhe verursacht haben.

Zudem präsentiert sich selbst die Rettungsmannschaft im Vorstand und in der Geschäftsstelle als keine geschlossene Einheit. MSV-Vorsitzender Andreas Rüttgers spekulierte im Internet, Tarnname "Diplomat", in einem Fanforum über einen möglichen Punktabzug, weil man die Auflagen der DFL nicht erfüllen könne.

Das hat Kentsch in Rage gebracht, und das wird bei der Aufsichtsratssitzung des Vereins morgen für schlechte Stimmung sorgen. Klare Worte über ein solches Vorgehen werden folgen, denn "Spekulationen helfen ja niemanden weiter", wie Kentsch den Fans ins Stammbuch schreibt. Die Indiskretion ist das eine. Das andere: Roland Kentsch ließ durchblicken, dass der MSV vor größeren Problemen stehe als dem Abzug von zwei Punkten.

Offen wird darüber spekuliert, dass der Profibetrieb Schwierigkeiten habe, alle Rechnungen pünktlich zu bezahlen. Zudem lässt sich aus seinen Worten herausfiltern, dass sich ein Abstieg in die Dritte Liga nur schlecht wirtschaftlich darstellen lasse. Das teure Stadion wirkt da wie ein Betonklotz am Fuß. Der Freischwimmer gelingt mit solchem Ballast eher selten. Also: Nächstes Jahr auf Asche? Derweil poltert Walter Hellmich, Bauherr der Arena, im Hintergrund, man mache seinen Verein kaputt.

Von den vielen engagierten Menschen, die arbeiten, ist derzeit wenig zu sehen: Auf der Bühne sieht man nur Kentsch und seinen Vorsitzenden Rüttgers. Die Ikone Bernard Dietz steht eher abseits. Vertreter der Stadt oder aus dem Kreis der Sponsoren fehlen als Zitatgeber oder Hoffnungsträger.

Der MSV wirkt auch außerhalb des Platzes so sexy wie eine Distel, die in einer Ecke des Matena-Tunnels den Asphalt durchbohrt. Platz 18 in Verbindung mit allen anderen Sorgen lassen die Idee, über eine Fananleihe an Geld zu kommen, nicht sehr zeitgerecht erscheinen. Ein Indiz dafür: der Zuschauerminusrekord am Samstag mit 8617 Zuschauern.

Es zeigt sich, seit der Krise vor einem Jahr gibt es keinen Fortschritt: Auch damals ging es in der zweiten Pokalrunde raus, gab es eine Vorstandskrise und die finanzielle Lage war so, dass Auflagen der DFL bei der Nachlizenzierung zu erwarten waren. Damals hatte der MSV neun Punkte auf dem Konto und war Tabellen-14. Den Trainer feuerte man in dieser Situation. Der Joker ist dieses Mal bereits gezogen. Am Ende wurde man jedoch Zehnter und behielt die Lizenz. Die Hoffnung stirbt stets zuletzt.

(kew)
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