Argentinier zum besten WM-Spieler gekürt Kritik an Goldenem Ball für Messi

Düsseldorf · Die Fußball-Welt rätselt über Messis Auszeichnung als bester Spieler der WM.

WM 2014: Lionel Messi trauert nach der Pleite im Finale
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Lionel Messi trauert nach der Pleite im WM-Finale

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Als Zuschauer konnte man es fast übersehen: Überall blitzten die Kameras, tummelten sich Fans und Spieler, als ein gekränkter Lionel Messi die Stufen zur Ehrentribüne hochtrabte, freundlich aber resignierend Fifa-Boss Sepp Blatter die Hand schüttelte, vorbei an Brasiliens Staatschefin Dilma Rousseff, Angela Merkel und Joachim Gauck, um am Ende der Reihe die Auszeichnung als bester Spieler des Turniers entgegenzunehmen. Messi ist mehrfacher Weltfußballer, ein brillanter Dribbler, torgefährlich, mit der beste Fußballer auf diesem Planeten - aber seine Auszeichnung als bester Spieler des Turniers ist mehr als fraglich. Das wusste Messi, weshalb er den Goldenen Ball auch schnell wieder versteckte.

Im Internet löste die Auszeichnung eine Kritikwelle aus. Selbst Diego Maradona, Messis selbst ernannter Ziehvater, kritisierte die Entscheidung der Fifa: "Ich würde Lio [Messi] den Himmel schenken, aber wenn es nicht gerecht ist und die Marketing-Leute wollen, dass er etwas gewinnt, was er nicht gewonnen hat, dann ist das ungerecht", schimpfte Maradona in seiner TV-Sendung "De Zurda".

Vor Messi war Manuel Neuer als bester Torhüter mit dem Goldenen Handschuh ausgezeichnet worden. Die Fifa hätte ihm auch direkt den Goldenen Ball mit in die Hand geben können. Denn Neuer stand als Rückhalt für die überragende Leistung der DFB-Elf. Der Torwart-Gigant spielte bei dieser WM sogar mehr erfolgreiche Pässe als Lionel Messi. Der Fifa-Statistik zufolge kam Neuer auf 244 angekommene Pässe, Messi hatte zwei weniger und brachte es nur auf eine Passquote von 68 Prozent (Neuer 82 Prozent).

WM 2014: Argentinien-Fans nach der Finalniederlage am Boden zerstört
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Argentinien-Fans nach der Finalniederlage am Boden zerstört

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In der zehn Spieler umfassenden "Shortlist" der Fifa für die Wahl waren mit Toni Kroos, Mats Hummels, Thomas Müller und Philipp Lahm auch vier deutsche Spieler vertreten gewesen. Sie gingen ebenso leer aus wie Brasiliens Stürmerstar Neymar, der durch eine Verletzung am Querfortsatz des unteren Lendenwirbels im Viertelfinale für den Rest des Turniers ausfiel. Sie allesamt hätten die Auszeichnung verdient gehabt, ebenso Kolumbiens James Rodriguez, der mit sechs Toren immerhin Torschützenkönig des Turniers wurde.

Es wirkte so, als suche die Fifa für ihre Auszeichnung händeringend nach einem Spieler, der auch im Finale stand. Weil die deutschen Stars im Endspiel zugegeben von allen Spielen nicht ihre Bestleistung zeigten, fiel die Wahl auf Messi. Ein Blick in die Geschichte des Goldenen Balls zeigt aber, dass derartige Begründungen obsolet sind. Oliver Kahn erhielt bei der WM 2002 ebenfalls den Goldenen Ball als bester Spieler des Turniers; und Kahn patzte im Endspiel, als er einen Schuss von Rivaldo nicht festhielt und Ronaldo vollstrecken konnte.

Messis Auszeichnung dürfte höchstens Adidas freuen. Der Sportartikelhersteller ist Sponsor des Preises und gleichzeitig Ausrüster von Messi.

(RP)
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