"La Roja" scheitert wieder im Achtelfinale Latte, Pfosten und Cesar verhindern chilenische Heldentat
Belo Horizonte · Chile stand dicht davor, Brasilien aus dem Turnier zu werfen. Wenn da nicht zwei Unglücksraben gewesen wären.
Mauricio Pinilla und Gonzalo Jara schlichen völlig bedröppelt aus dem Stadion. Das Chile-Duo hatte wie der Rest von La Roja gegen Brasilien tapfer gekämpft - mehr noch: Chile hatte den riesigen Favoriten am Rande einer Niederlage. Doch weil Pinilla Sekunden vor dem Ende der Verlängerung nur die Latte traf und Jara den letzten Elfmeter an den Pfosten setzte, jubelte am Ende die Selecao um Superstar Neymar und Torwart-Held Julio Cesar. Chiles Traum vom Viertelfinale platzte auf die schlimmste Art und Weise.
"Wir haben unsere Seele auf dem Platz gelassen und können stolz auf diese Truppe sein", sagte der ehemalige Bundesliga-Profi Arturo Vidal, der nach einer Knie-Operation vor dem Turnier nur mit schmerzstillenden Spritzen spielen konnte: "Beim Elfmeterschießen ist halt alles möglich. Wir fahren jetzt traurig, aber erhobenen Hauptes nach Hause, weil wir alles gegeben haben. Wir konnten uns leider nicht den Traum erfüllen, Weltmeister zu werden."
Fast, aber eben nur fast hätten die Chilenen weiter träumen dürfen. Den Fans im Estadio Mineirao stockte der Atem, als der für Vidal eingewechselte Pinilla nach exakt 119 Minuten und 42 Sekunden den Ball an die Latte drosch. Es wäre die Entscheidung gewesen, doch Brasilien rettete sich ins Elfmeterschießen und entkam der Katastrophe. Cesar hielt dann auch noch gleich den ersten Elfmeter von Pinilla, einen weiteren von Alexis Sanchez, und am Ende knallte Jara den Ball an den rechten Pfosten - was für ein Drama.
"Der Moment, um Geschichte zu schreiben"
"Der Ball an die Latte, das war der Moment, um Geschichte zu schreiben, ein Mineirazo", stammelte Jorge Sampaoli nach dem 2:3 i.E. (1:1 n.V.) in Anspielung auf die brasilianische Fußball-Urkatastrophe Maracanaco: "Wir sind raus - es zählen nur Siege. Für eine gute Leistung kriegen wir nichts."
Für Jara hatte die Partie schon schrecklich begonnen. Der Verteidiger verursachte den Führungstreffer für Brasilien mit, als er einen Freistoß von Neymar, den Thiago Silva verlängerte, mit Hilfe von David Luiz, der von der Fifa als Torschütze den Treffer gutgeschrieben bekam, ins eigene Tor lenkte (18.). Alexis Sanchez (32.) erzielte danach den Ausgleich für Chile. Der Rest waren Drama und Tränen. Nach 1998 und 2010 scheitere La Roja zum dritten Mal in Serie in einem WM-Achtelfinale an Brasilien.
In der Heimat wurde das Trauma mit Fassung getragen, aber auch die verpasste Chance beklagt. "La Roja streifte knapp an einer Heldentat vorbei, aber hielt gegen Brasilien nicht stand", schrieb La Nacion: "Dieses Mal sollte es nicht sein, aber die Generation hat gezeigt, dass Chile Respekt gewonnen hat." Und El Mercurio kommentierte: "Brasilien musste auf das Elfmeterschießen zurückgreifen, um bei seiner WM den Giganten Chile auszuschalten." Pinilla und Jara waren trotzdem untröstlich.