Karriere geprägt von Verletzungen Romero ade, Handball tut weh

Düsseldorf · Der Spanier Iker Romero beendet nach fast zwei Jahrzehnten seine große Karriere. Neben Erfolgen - am Sonntag der Gewinn des EHF-Europapokals mit den Füchsen Berlin - prägen Verletzungen die lange Laufbahn.

Nach knapp 20 Jahren hört Iker Romero auf — weil sein Körper ihn anfleht.

Nach knapp 20 Jahren hört Iker Romero auf — weil sein Körper ihn anfleht.

Foto: dpa, lus fpt

"Manchmal", so sagte Iker Romero (34) vor ein paar Wochen, "manchmal fühle ich mich richtig gut." Doch dauerhaftes Wohlsein ist die Ausnahme. "Mal fühlt es sich besser an, dann gibt es aber auch Tage, wo nicht viel geht", sagt der Rückraumspieler der Füchse Berlin. Er lacht dabei. Der Handball hat ihm viel gegeben. Und er hat dem Handball viel geopfert. Einen Teil seiner Gesundheit.

Ein Überblick über all die Verletzungen, die er sich in Spanien und in den vier Jahren in der Bundesliga zugezogen hat, ist wie eine Reise durch den ganzen Körper, von der Augenbraue bis zum Sprunggelenk. 80 bis 90 Spiele jährlich allein mit dem Verein, dazu insgesamt 200 Länderspiele, Trainingslager, Testspiele haben ihre Spuren hinterlassen. "Meine Knie flehen mich an", sagte er im Interview mit der "Süddeutschen Zeitung", "ich soll aufhören." Er gehorcht seinen Knien. Mit dem Spiel am 5. Juni gegen die SG Flensburg-Handewitt beendet er seine Karriere. Der Gewinn des EHF-Europapokals am Sonntag gegen den HSV Hamburg war ein letzter Höhepunkt, für den Weltmeister und zweimaligen Champions-League-Gewinner aus dem Baskenland.

"Nach 20 Jahren in diesem Sport kann ich mir keinen besseren Moment vorstellen, um meine Karriere zu beenden", sagte Romero, der nach dem Halbfinal-Aus im vergangenen Jahr schon einmal seinen Rücktritt vom Rücktritt verkündet hatte. "Ich bin froh, dass ich die Entscheidung getroffen habe, noch eine Saison zu spielen. Es waren richtig schwere zehn Monate mit viel Kampf, aber wir haben an diesen Erfolg geglaubt. Dieser Pokal ist das beste Ende für meine Karriere."

In Romero, der mit der früheren Leverkusener Rückraumspielerin Laura Steinbach liiert ist, verliert die Bundesliga eine Persönlichkeit. Ein eben solch schwerer Verlust ist der des kroatischen Spielmachers Ivano Balic (35), der seine Karriere nach zwei Jahren bei der HSG Wetzlar beendet. Im Bundesligateam hat er sich unter anderem als Bierwart verdient gemacht. Auch bei dem zweimaligen Welthandballer, dem "Mozart des Handballs", haben die vielen Jahre auf höchstem Niveau Spuren hinterlassen. "Ich habe keine Verletzungen, aber es schmerzt mal hier, es ziept mal da", sagt er, "an einem Tag ist es das linke Bein, an einem anderen Tag das rechte, dann meldet sich der Rücken."

Laut der Studie "Sportunfälle im Berufshandball" (2004) kamen rechnerisch auf 1000 Bundesliga-Handballer 2289 Verletzungen pro Jahr (im Profifußball sind es 1807). Und in den vergangenen Jahren haben Tempo und Intensität auf Handball-Spitzenniveau und damit auch die Verletzungsgefahr deutlich zugenommen.

"Ich nehme auch Pillen, klar", sagt Romero. Der Einsatz von Schmerzmitteln ist im Handball in praktisch allen Spielklassen Usus.

(RP)
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