Analyse Regierung plant Haft für Doping-Sünder

Berlin · Bundesinnenminister Thomas de Maizière (CDU) und Justizminister Heiko Maas (SPD) planen eine drastische Verschärfung des Anti-Doping-Gesetzes. Demnach drohen Dopingsündern und deren Hintermännern künftig hohe Haftstrafen. Experten begrüßen das.

Wer beim Dopen erwischt wird, könnte bald mit einer Haftstrafe von bis zu drei Jahren rechnen. Justizminister Heiko Maas (SPD) und Innenminister Thomas de Maizière (CDU) wollen heute in Berlin einen entsprechenden Gesetzentwurf vorstellen.

Seit Jahren wird über ein Anti-Doping-Gesetz debattiert. Denn die deutsche Justiz hat im Vergleich zu anderen Ländern bisher kaum Möglichkeiten, gegen dopende Leistungssportler und deren Hintermänner vorzugehen. Rechtsexperten halten es daher für notwendig, dass es künftig einen Straftatbestand Sportbetrug gibt.

Der Gesetzentwurf sieht nun vor, dass schon der Besitz von Doping-Mitteln strafbar ist, egal in welcher Menge. Er soll den Plänen zufolge im April im Kabinett beschlossen werden. Danach dürfte es aber auch im Parlament noch eine längere Debatte dazu geben.

Um das Für und Wider eines Anti-Doping-Gesetzes wird seit Langem zwischen Sportverbänden und Politik gerungen. Verbände wie der Deutsche Olympische Sportbund halten es für ausreichend, wenn die Sportgerichte etwa Sportler unter Dopingverdacht für Wettbewerbe sperren. Dies soll auch künftig noch möglich sein, gleichzeitig erhalten aber staatliche Ermittler nun deutlich mehr Möglichkeiten, sich einzuschalten.

Künftig sollen auch Hintermänner wie Ärzte und Dealer hart be-straft werden können, Freiheitsstrafen von bis zu zehn Jahren sollen hier in Zukunft möglich sein, vor allem wenn minderjährige Sportler betroffen sind. Freizeitsportler sind von dem neuen Gesetz ausgenommen, es geht um eine Handhabe gegen dopende Leistungssportler, die mit ihrem Sport auch "erhebliche Einnahmen" erzielen, schreibt die "Süddeutsche Zeitung".

Staatsanwälte hatten seit Langem bessere Zugriffsmöglichkeiten gefordert. Derzeit ist es für sie schwierig, überhaupt im Spitzensport zu ermitteln, "weil wir von den Verbänden nicht oder unzureichend über Doping-Vorgänge informiert werden. Ohne Verdacht können wir nicht ermitteln", sagte ein Experte unserer Zeitung. Die Ermittler mussten sich bislang auf Vorschriften aus dem deutschen Arzneimittelgesetz berufen, um überhaupt gegen gedopte Leistungssportler vorgehen zu können. Angaben früherer Athleten zufolge wirken staatliche Ermittler von Polizei und Staatsanwaltschaft aber wesentlich abschreckender als reine Sportgerichtsverfahren. Nicht zuletzt wegen der vorgesehenen möglichen Strafen.

Der Teammanager des Deutschen Fußball-Bundes, Oliver Bierhoff, begrüßte gestern den Entwurf: "Nur mit harten, drastischen Strafen schafft man es, den Sport sauber zu bekommen."

(RP)
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