Überraschungsteam Arizona Cardinals Notorisch erfolgloser Underdog mischt die NFL auf

Glendale/München · Die Arizona Cardinals sind derzeit die beste Mannschaft in der National Football League. Und keiner weiß genau, warum.

Arizonas Wide Receiver Larry Fitzgerald.

Arizonas Wide Receiver Larry Fitzgerald.

Foto: ap

Es hat schon vieles gegeben in der National Football League, aber eines ganz sicher noch nicht: Dass eine Mannschaft in ihrem eigenen Stadion den Super Bowl gewinnt. Super Bowl XLIX, also Nummer 49, findet im kommenden Februar in Glendale statt, und es kann gut sein, dass dann die Geschichte der NFL umgeschrieben werden muss.

Glendale ist ein Vorort von Phoenix in Arizona. Dort spielen die Arizona Cardinals, ein traditionsreicher, allerdings auch notorisch erfolgloser Klub. Nur: In dieser Spielzeit ist alles anders. Die "Cards" sind derzeit die beste Mannschaft der NFL mit 9:1 Siegen. Und immer mehr Beobachter halten es für gut möglich, dass sie im Februar das ganz große Ding drehen.

Die Cardinals sind nicht irgendwer. Die Cardinals wurden 1898 gegründet, in Chicago, sie sind der älteste noch existierende Football-Klub in den USA. Ab 1960 spielten sie für 27 Jahre in St. Louis, was hin und wieder zu Verwirrung führte, weil auch der örtliche Baseball-Klub Cardinals heißt. Erst 1988 zog die Franchise schließlich in den Großraum Phoenix.

So richtig erfolgreich waren die Cardinals bislang nicht. Sie gewannen zweimal die Meisterschaft der NFL, allerdings 1925 und 1947 und damit vor der Einführung des Super Bowl 1967. Immerhin einmal erreichten die Cardinals das große Endspiel, 2009 - sie verloren durch einen Touchdown 35 Sekunden vor Schluss gegen die Pittsburgh Steelers (23:27).

Topspiel gegen die Seatlle Seahawks

Auf dem Zettel hatte die Cardinals vor dieser Saison keiner. Wie auch, wenn zwei der drei Divisions-Rivalen in der NFC West der Super-Bowl-Champion Seattle Seahawks und die 49ers aus San Francisco sind? Nun sind sie bei 9:1 Siegen, Seattle und San Francisco nur bei 6:4. Am Sonntag kommt es zum Top-Spiel bei den erstaunlich instabilen Seahawks.

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Bei 9:1 Siegen standen die Cardinals zuletzt 1948. Sie haben die beste Bilanz, obwohl sie nicht außergewöhnlich sind - ganz im Gegenteil: Ihre Gegner erzielen regelmäßig mehr Raumgewinn, die Cards haben das schlechteste Laufspiel der Liga, und wenn sie in der "red zone" stehen, also dicht vor einem Touchdown, liegt ihre Chancenverwertung weit unter Liga-Durchschnitt.

Und trotzdem: "Don't count out the Cards", zählt die Cardinals nicht aus, warnte Sports Illustrated - obwohl Stamm-Quarterback Carson Palmer mit Kreuzbandriss ausfällt und der doch reichlich unerfahrene Drew Stanton nun "under center" steht. "Wir können den Super Bowl mit Drew Stanton gewinnen. Daran habe ich keine Zweifel", beteuert Headcoach Bruce Arians.

Der 62 Jahre alte Arians ist ohnehin keiner, der viel zweifelt. Sein Motto: alles oder nichts. Seine Defense Line ist nicht die beste der NFL, aber gefürchtet, weil sie "blitzt" wie verrückt, also volles Risko beim Angriff auf den Quarterback geht. Sonst ist die Verteidigung Mittelmaß: sehr gut, wenn der Gegner ein Laufspiel wählt, grottenschlecht, wenn der Gegner passt.

Aber irgendwie reicht es doch immer wieder zum Sieg. Seinen Quarterbacks berichtet Arians, sage er immer: "Habt Spaß, und wenn es passt, dann werft", heißt: Probiert lieber den langen Ball. Oder, anders ausgedrückt: Ariens lässt alles oder nichts spielen. Nichts hatten die Cardinals ja auch schon oft genug.

(sid)
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