Skispringen in Klingenthal Schmitt ist nur noch Fan statt Flieger

Für das deutsche Skispringen beginnt das Jahr eins nach Martin Schmitt. Der viermalige Weltmeister büffelt in Köln und sieht in Severin Freund einen Nachfolger.

Martin Schmitt beendet seine Karriere
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Foto: dpa, Uwe Zucchi

Martin Schmitts Skier stehen noch immer im Keller, direkt neben den alten Bindungen und Anzügen. Und manchmal juckt es den viermaligen Weltmeister noch in den Füßen, wenn er die Relikte seiner großen Karriere sieht. "Nach ein paar Sprüngen ginge es bestimmt wieder", sagt der 36-Jährige, winkt dann aber lachend ab: "Nein, ich habe das lange genug gemacht. Für mich hat ein neues Kapitel begonnen."

Martin Schmitt, der ehemalige Popstar des deutschen Skispringens, ist kein Flieger mehr, sondern nur noch Fan. Wenn am Wochenende in Klingenthal zehn Monate nach seinem Rücktritt der Weltcup startet, wird er sich erstmals zurücklehnen und seinen Ex-Kollegen die Daumen drücken. "Ich hoffe, dass Severin Freund und Richard Freitag ganz vorne mitmischen werden", sagt Schmitt im SID-Interview.

Sogar den ersten deutschen Sieg bei der Vierschanzentournee seit 13 Jahren hält Schmitt in diesem Winter für möglich. "Definitiv. Severin hatte Ende der letzten Saison eine sehr starke Phase, und Richard wird neu motiviert einen Angriff auf die Spitze unternehmen. Und dann haben wir noch Andreas Wellinger. Er ist immer für einen Einzelsieg gut", sagt Schmitt, der 18 Tourneen erlebte, aber nie gewann. Letzter deutscher Sieger ist bis heute Sven Hannawald mit seinem "Grand Slam" 2001/2002.

Doch zunächst gilt es, im Vogtland einen guten Start in die Saison zu erwischen, deren zweiter Höhepunkt die WM im schwedischen Falun (18. Februar bis 1. März) wird. Konkurrenz gibt es genug. "Slowenien hat eine sehr starke Mannschaft, der Pole Kamil Stoch ist immer für einen Sieg gut, und mit Gregor Schlierenzauer ist immer zu rechnen", sagt der Schwarzwälder, der im Winter einen "heißen Kampf" erwartet.

Viel Arbeit wird allerdings auch Schmitt haben, der seit zwei Jahren an der Trainerakademie in Köln studiert und im Oktober 2015 seinen Abschluss machen wird. Danach will er zurück an die Schanze. "Ich kann mir eine Tätigkeit als Trainer gut vorstellen. Ich denke schon, dass ich dem Sport erhalten bleibe", sagt der Routinier. Der Deutsche Skiverband (DSV) hat schon Gesprächsbereitschaft signalisiert.

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Foto: dpa/Daniel Karmann

Ganz von der Schanze verschwinden wird Schmitt aber auch in diesem Winter nicht. Bei der Tournee wird der Team-Olympiasieger von 2002 als Eurosport-Experte unterwegs sein, um den Fans "seinen" Sport noch näher zu bringen. "Ich habe in Jens Weißflog und Dieter Thoma große Vorbilder. Ich hoffe, dass ich in ihre großen Fußstapfen treten kann", sagt der Altmeister, der sich schon jetzt auf den "ganz neuen Blickwinkel" freut.

Selber gesprungen ist Schmitt seit Neujahr in Garmisch nicht mehr, den Skiern im Keller zum Trotz. "Ein paar Sachen vermisse ich natürlich schon. Dieser Sport ist einfach klasse, es hat all die Jahre riesig viel Spaß mit den Jungs gemacht", sagt Schmitt, der Skisprung-Fan. Gibt es also doch noch die Chance auf ein Comeback? Schmitt lacht. "Jahrelang bin ich gefragt worden, wann ich endlich aufhöre", sagt er: "Nein, das ist kein Thema. Definitiv."

(sid)
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