Düsseldorf "Doping"-Kontrollen für Autos geplant

Düsseldorf · Als Konsequenz aus dem Betrug bei VW will Baden-Württemberg die Prüfung verschärfen.

Baden-Württemberg will Autobauern mit unangekündigten Prüfungen auf den Zahn fühlen. "Wir brauchen im Verkehr so etwas wie die unangemeldeten Dopingkontrollen", sagte Verkehrsminister Winfried Hermann (Grüne) der Deutschen Presse-Agentur in Stuttgart. "Das heißt, dass die Messungen ohne Vorankündigung stattfinden sollen, damit sich niemand vorbereiten kann." Solche Pläne will Hermann in einem Messprogramm verwirklichen, das rasch starten soll. Er betonte, die Messungen sollten auf der Straße stattfinden und nicht im Labor. Bei solchen Labor-Tests hatte VW eine Schummelsoftware eingesetzt und Abgaswerte verfälscht. Stichproben gibt es allerdings schon seit Jahren. Seit 2010 hat das Kraftfahrtbundesamt insgesamt 1082 Mal geprüft, darunter 147 Mal wegen umweltrelevanter Probleme. Wie oft das Bundesamt danach eine Zulassung widerrufen hat, ist allerdings nicht bekannt.

Das vermutliche erste Geständnis von VW-Ingenieuren in Sachen Abgas-Betrug lässt den Schluss zu, dass die Ingenieure offenbar den Druck von oben als zu stark empfunden haben. Für den Dieselmotor EA 189, an dem bei VW seit 2005 gearbeitet wurde, fanden die betreffenden Mitarbeiter nach Informationen der "Bild am Sonntag" offenbar keinen Weg, gleichzeitig die Abgasnormen und die vom Konzern vorgebene Kostenobergrenze bei der Motorenentwicklung einzuhalten. Daher sei die Entscheidung gefallen, die Manipulations-Software zu verwenden. Das hätten die Ingenieure gegenüber der internen Revision zu Protokoll gegeben, schreibt die Zeitung. Sie hätten ausgesagt, die Manipulations-Software im Jahr 2008 installiert zu haben. Es bleibt allerdings unklar, wer die Anweisung gegeben hat. Für die Manipulation der Abgaswerte soll auch eine Software des Zulieferers Continental verwendet worden sein, und zwar für die kleinere 1.6-Liter-Vari-ante. Ein Conti-Sprecher sagte: "Wir hatten keine Hinweise auf einen Missbrauch unserer Technik. Die uns von uns gelieferte Software konnte keine Abgaswerte manipulieren."

VW äußerte sich dazu nicht. Dafür fand der designierte Aufsichtsratschef Hans Dieter Pötsch klare Worte für die Lage des Konzerns. Pötsch habe bei einer internen Veranstaltung in Wolfsburg von einer "existenzbedrohenden Krise für den Konzern" gesprochen, berichtete die Zeitung "Welt am Sonntag" vorab. Er sei aber sicher, das "kriegen wir hin", wenn alle mitzögen. Angeblich steht das geplante Investitionsbudget von mehr als 100 Milliarden Euro bis 2018 auf dem Prüfstand. Auch im Sommer des vergangenen Jahres gestartete Effizienzprogramme sollten noch mal verschärft werden.

Inzwischen werden in mehreren Ländern weitergehende Schritte als Folge des VW-Abgasskandals diskutiert. So sagte der britische Premierminister David Cameron der Zeitung "The Sunday Telegraph", dass seine Regierung es für möglich halte, die Fördermittel für Diesel-Fahrzeuge zu überprüfen. Die italienische Regierung lässt nach einem Bericht der Zeitung "Il Sole 24 Ore" Diesel-Autos von acht führenden Herstellern überprüfen.

(RP)
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