Banff Hudson's Bay - ein Symbol für Kanada

Banff · Der Warenhauskonzern, der die Metro-Tochter Kaufhof übernimmt, hat sich immer wieder neu erfunden. Vor einem Jahrzehnt galt er als sterbender Gigant. Doch mit dem neuen Chef Richard Baker ging es ab 2008 wieder aufwärts.

Es ist ein warmer Sommertag in den kanadischen Rocky Mountains. Im Tourismusort Banff geht es geschäftig zu: Tausende Touristen flanieren mit Einkaufstaschen über die Hauptstraße Banff Avenue. Viele stoppen dabei an dem markanten Haus mit der Nummer 125. In dem Flachbau betreibt die Hudson's Bay Company eines ihrer 90 Warenhäuser in Kanada. Auf dem Dach weht eine rote Flagge mit dem britischen Union Jack in der oberen Ecke. Auf der hölzernen Fassade prangt das historische Firmenwappen - Biber, Hirsche, Fuchs. Daneben der Schriftzug: "Gegründet 1670". Beleg für eine lange Geschichte des Unternehmens, das die Metro-Tochter Kaufhof übernimmt. Auf die Tradition ist man stolz bei The Bay, wie die Kaufhauskette in Kanada genannt wird. Das älteste Unternehmen in Nordamerika gehört zu Kanadas Identität wie das Ahornblatt oder der rot-uniformierte Polizist.

"Wann immer ich Banff besuche, schaue ich auch bei The Bay vorbei", berichtet die Kanadierin Sara Gibson. "Das gehört zum Urlaub dazu." Besonders angetan haben es ihr die Produkte mit den grün-weiß-rot-gelb-blauen Streifen, den Traditionsfarben des Unternehmens. Auch in der Filiale in Banff ist die Eigenmarke nicht zu übersehen. Rechts hinter dem Haupteingang stapeln sich auf Tischen fein zusammengelegte Wolldecken, Handtücher, Schals mit dem Design wie aus den Pioniertagen. Sogar ein gestreiftes Kanu aus Holz wird angeboten, dazu eine Pelzmütze vom Rotfuchs. Ein paar Schritte weiter findet der Käufer Sportbekleidung und Accessoires mit dem Ahornblatt und dem Schriftzug "Canada". Seit 2006 stattet The Bay die kanadischen Olympiateams aus, die neue Eigenmarke hat großen Erfolg. Es gibt kaum einen Kanadier, der nicht eines dieser Produkte im Kleiderschrank hängen hätte.

Die Eigenmarke ist andererseits natürlich nicht alles. International bekannte Marken wie Levi's, Tommy Hilfiger oder Calvin Klein gehören zum Sortiment, dazu Schmuck, Uhren, Parfüms, Kosmetik, Reisetaschen, Süßigkeiten. Die Kette setzt auf Kunden mit höheren Einkommen. Die größeren Häuser in Vancouver, Edmonton, Montréal und Toronto bieten dazu auch Möbel, Küchengeräte, Teppiche. Viele städtische Häuser sind in den historischen Gebäuden der Pelzhandelsgesellschaft untergebracht, was ihnen ein typisches Flair verleiht, auf das viele Kanadier stolz sind.

Doch nicht immer war die Tradition allein ein Garant des Erfolges. Noch vor ein paar Jahren galt The Bay in Kanada als ein sterbender Gigant und hatte bei vielen jüngeren Kanadiern ein eher verstaubtes Image. Wie so viele Warenhäuser litt The Bay unter dem Online-Handel und drohte den Generationswechsel zu verschlafen. Seit der Amerikaner Richard Baker 2008 das Ruder übernahm, geht es wieder aufwärts. Baker verpasste der Marke ein jüngeres und frischeres Erscheinungsbild, gewann neue Kunden hinzu, freilich ohne die reiche Tradition aufzugeben. 2012 brachte der Immobilien-Manager das Unternehmen an die Börse von Toronto.

Zielstrebig baute Baker das Luxussegment aus, warb neue Marken an und stärkte den Eigennamen. Die Billig-Kette Zeller's verkaufte er an den Konkurrenten Target. Den Erlös investierte Baker in die Modernisierung der wichtigsten Warenhäuser. Die Neuausrichtung gelang. 2014 kehrte das Unternehmen mit einem Vorsteuergewinn von 220 Millionen kanadischen Dollar in die Gewinnzone zurück.

Zur Strategie Bakers gehört es, das Unternehmen auf eine breitere Basis zu stellen. 2013 kaufte er den US-Luxushändler Saks Fifth Avenue hinzu, jetzt Kaufhof. Und das war vermutlich nicht der letzte Kauf.

(RP)
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