Gouda Imtech-Pleite trifft NRW

Gouda · Kölner Oper, RWE-Kraftwerk, Uniklinik haben Ärger mit dem Bauausrüster.

Eine Kette von Skandalen hat den niederländischen Gebäudeausrüster Imtech in die Pleite gestürzt. Das Unternehmen, das 22 000 Mitarbeiter hat (davon 4000 in Deutschland), beantragte gestern Gläubigerschutz, nachdem Verhandlungen über 75 Millionen Euro an neuen Krediten gescheitert waren. Nun droht der Konzern zu zerfallen, das Sagen haben die Banken. Imtech schuldet Gläubigern 1,2 Milliarden Euro.

Die Folgen für die deutsche Tochter, die bereits am Donnerstag in die Insolvenz geschickt wurde, sind unklar. Insolvenzverwalter Peter-Alexander Borchardt klärt derzeit die Lage. Die deutsche Imtech wurde über die niederländische Mutter finanziert. In den vergangenen Jahren hatte Imtech an Prestigeprojekten wie dem Sony-Center in Berlin, der Allianz-Arena in München und dem "Spiegel"-Hochhaus in Hamburg mitgearbeitet.

Flughafen Berlin (BER) Imtech ist beim Flughafen für Sanitär- und Lüftungsarbeiten zuständig. Am Montag hatte Insolvenzverwalter Borchardt erklärt, die Arbeiten im neuen Terminal sollten wie geplant fortgesetzt werden. Der Flughafen soll nach diversen Verschiebungen eigentlich in der zweiten Jahreshälfte 2017 den Betrieb aufnehmen.

Uniklinik Düsseldorf Die Gebäudetechnik-Firma war am Neubau eines Operationszentrums der Uniklinik beteiligt, dessen Kosten von 100 Millionen auf 180 Millionen Euro explodierten. Nun hat die Uniklinik Schadenersatz-Klage gegen Imtech eingereicht. Ob die Klage wegen der Zahlungsschwierigkeiten überhaupt Chancen hat, ist offen.

RWE-Kraftwerke Imtech baute in die Kraftwerke Hamm und Eemshaven Lüftungs- und Klimatechnik ein. Die Kraftwerke sind (abgesehen vom Block D in Hamm) mittlerweile am Netz. Jedoch ermittelt die Justiz wegen des Kartellverdachts: Imtech wird verdächtigt, zu Lasten des Energiekonzerns illegal Preise abgesprochen zu haben. Es soll um Millionen gehen. Durch die aktuelle Imtech-Krise dürfte es für RWE aber schwierig werden, Schadenersatz geltend zu machen.

Kölner Oper Imtech ist auch für die Klimatechnik in der neuen Kölner Oper zuständig. Nun drohen neue Verzögerungen. Im schlimmsten Fall sind neue Ausschreibungen nötig. Die Oper Köln wurde auch zu einem Fall für die Justiz. Die Staatsanwaltschaft Köln leitete ein Ermittlungsverfahren gegen unbekannt ein, wie sie gestern bestätigte. Es geht um den Verdacht, dass die Stadt betrogen worden sein könnte.

Commerzbank Die Commerzbank ist von der Imtech-Pleite doppelt betroffen. Sie und die niederländischen Institute ABN Amro, Rabobank und ING halten 47 Prozent an Imtech. Doch die Beteiligung ist nach dem Absturz der Aktie auf 30 Cent fast nichts mehr wert. Zudem gehört die Commerzbank zu den 40 Instituten, die Imtech Kredite gegeben haben.

(anh/semi/rtr)
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