Köln Sicherheitslücke am Flughafen Köln/Bonn

Köln · Bei einer Kontrolle durch die EU-Kommission sind offenbar gefährliche Gegenstände an den Sicherheitskräften vorbeigeschleust worden. Es ist bereits das dritte Mal, dass die Brüsseler Behörde Probleme am Airport feststellt.

Am Flughafen Köln/Bonn haben verdeckt operierende Prüfer der EU-Kommission erneut gefährliche Gegenstände in den Sicherheitsbereich geschmuggelt. Das berichtete der WDR unter Berufung auf nicht näher benannte Quellen. Dabei sollen Waffen und Material zum Bau einer Bombe an den Sicherheitskräften vorbeigeschleust worden sein, ohne dass diese Alarm schlugen. Betroffen waren offenbar alle drei Kontrollbereiche: also die Passagier-, Waren- und Personalkontrolle.

Der Flughafen bestätigte, dass in der vergangenen Woche eine Inspektion stattgefunden habe, wollte sich jedoch nicht im Detail äußern. "Ein Ergebnisbericht dazu liegt dem Flughafen nicht vor. Die EU wird ihn zu gegebener Zeit den nationalen Luftaufsichtsbehörden übermitteln", teilte ein Flughafen-Sprecher mit. Ein Sprecher des Bundesinnenministeriums ergänzte, die Ergebnisse der EU-Inspektion würden sehr sorgfältig ausgewertet. "Sie werden dabei auch mit den nationalen Testergebnissen abgeglichen, um die Ursachen möglicher Diskrepanzen aufzuklären und entsprechende Maßnahmen einzuleiten." Die Berichte der EU-Kommission sowie die Ergebnisse der Inspektionen sind nach Angaben des Ministeriums als EU-Verschlusssachen eingestuft und daher vertraulich zu behandeln.

Nach Informationen unserer Redaktion soll es am vergangenen Freitag ein Feedback-Gespräch mit den Auftraggebern und Aufsichtsbehörden gegeben haben. Dabei seien die Missstände angesprochen worden. Zwar habe es seit dem letzten Test im Sommer 2016 erhebliche Fortschritte gegeben, allerdings wurden erneut mehrere Zielvorgaben nicht erreicht.

Bei Kontrollen im Februar und August 2016 waren in Köln/Bonn bei EU-Sicherheitsaudits gefährliche Gegenstände durch die Sicherheitsschleusen gebracht worden, ohne dass die Mitarbeiter sie entdeckten. Die EU-Kommission hatte daraufhin eine Nachschulung der Mitarbeiter angeordnet.

Die Gewerkschaft Verdi warf der Bundespolizei damals vor, sie stelle mit "X-Ray Tutor" veraltete Schulungssoftware zur Verfügung. "Auch heute noch kommt eine Version zum Einsatz, die aus dem Jahr 2009 stammt", sagte Verdi-Gewerkschaftssekretär Özay Tarim unserer Redaktion. "Die Mitarbeiter können aber nur so gut sein wie das Material, mit dem sie geschult werden." Zwar gebe es vonseiten des Arbeitgebers Kötter eine Initiative namens "X-Ray plus", allerdings bezeichnete Tarim diese als Mogelpackung: "Anstatt die Beschäftigten einzeln mit einer Software auf dem heutigen Stand zu schulen, werden sie nun mit Hilfe von Powerpoint-Präsentationen ausgebildet. Diese Kurse finden in der Regel mit zehn bis 15 Mitarbeitern zwischen 0 und 6 Uhr statt. Es dürfte nicht allzu viele Menschen geben, die zu so später Stunde noch einigermaßen aufnahmebereit sind - noch dazu bei einem so hoch sensiblen Thema."

Die Essener Sicherheitsfirma Kötter wollte sich zu den Vorgängen rund um das Sicherheitsaudit nicht äußern. Ein Sprecher der ebenfalls in Köln tätigen Securitas erklärte, man habe im Gespräch ein positives Feedback bekommen.

Verdi-Sekretär Tarim macht neben der veralteten Software auch einen Personalengpass bei Kötter für das mangelnde Abschneiden bei der Überprüfung an den Passagierkontrollen verantwortlich: "Wir haben bereits 2015 während zweier Krisengipfel bei der Bundespolizei in Potsdam darauf hingewiesen, dass zu wenig Personal in Köln/Bonn eingesetzt wird." Der Engpass habe dazu geführt, dass Mitarbeiter nicht ausreichend geschult werden konnten, weil sie stattdessen an den Schleusen eingesetzt werden mussten. "Das rächt sich jetzt", so Tarim.

Dass nun auch bei der Sicherheitsüberprüfung an den Toren zum Flughafengelände Unregelmäßigkeiten festgestellt wurden, wundere ihn nicht. Kötter hat eingeräumt, dass den dort beschäftigten Mitarbeitern Schulungszertifikate ausgestellt wurden, obwohl keine Schulungen stattgefunden hatten. Flughafen und Behörden erstatteten nach Bekanntwerden der Vorfälle Strafanzeige, der Vertrag wurde vorzeitig gekündigt.

(maxi)
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