München Siemens steigt aus Hausgeräten aus

München · Der Konzern will vom Fracking-Boom profitieren und kauft Dresser-Rand.

Der Elektrokonzern Siemens treibt seinen Umbau mit zwei Milliarden-Deals voran: Für knapp sechs Milliarden Euro will er den amerikanischen Kompressoren-Hersteller Dresser-Rand übernehmen. Siemens ist sich mit dem Ausrüster für die Öl- und Gasindustrie einig geworden, teilte der Dax-Konzern mit. Damit hat sich Siemens-Chef Joe Kaeser gegen seinen Vorgänger Peter Löscher durchgesetzt, der als Verwaltungsratspräsident des Schweizer Sulzer-Konzerns auch Interesse an einer Übernahme von Dresser-Rand hatte.

Zudem steigt Siemens aus dem dem seit 1967 mit Bosch geführten Unternehmen Bosch-Siemens-Hausgeräte (BSH) aus. Bosch kauft Siemens für gut drei Milliarden Euro dessen Anteil ab. Für die 50 000 BSH-Beschäftigten werde sich mit dem Eigentümerwechsel nichts ändern, versicherte Bosch-Chef Volkmar Denner. Das Unternehmen mit Sitz in München bleibe eigenständig. Siemens kehrt damit dem Konsumgüter-Bereich endgültig den Rücken. Die Hausgeräte-Tochter bringe zwar "viel Geld für wenig Arbeit", hatte Siemens-Chef Joe Kaeser gelobt. Doch Spülmaschinen oder Umluftherde gehören für ihn nicht mehr zum Kerngeschäft des Technologieriesen. Dennoch wird auch künftig der Name Siemens auf Waschmaschinen oder Kühlschränken stehen, da das Label in Asien sehr bekannt ist. BSH verbirgt sich auch hinter Marken wie Gaggenau, Neff oder Constructa.

Bosch-Chef Volkmar Denner erklärte, BSH passe sehr gut zur Bosch-Gruppe. Der Konzern, der zugleich einer der größten Autozulieferer der Welt ist, will sich mehr auf das "Internet der Dinge" konzentrieren. Darunter versteht man Hausgeräte wie Waschmaschinen oder Kühlschränke, die mit dem Internet kommunizieren können und per Smartphone steuerbar sind.

Der Siemens-Konzern mit seinen 360 000 Mitarbeitern durchläuft derzeit den größten Umbau seit Jahrzehnten und will sich unter Kaeser auf die Themen Elektrifizierung, Digitalisierung und Automatisierung konzentrieren. Die Kriegskasse ist voll, zuvor hatte Kaeser versucht, den französischen Konzern Alstom zu übernehmen, war aber an der Regierung in Paris gescheitert.

Für das Unternehmen Dresser-Rand, das 8100 Mitarbeiter beschäftigt, bietet Siemens 83 Dollar je Aktie, das entspricht einem Wert von 7,6 Milliarden Dollar. Dresser-Rand hat seinen Aktionären empfohlen, das Angebot anzunehmen. Die Münchner wollen das Geschäft bis Sommer 2015 abschließen. Bislang hat Siemens kaum vom Fracking-Boom in den USA profitieren können. Um mitzuverdienen, hatte Kaeser bereits die Shell-Managerin Lisa Davis ins Haus geholt. Mit Dresser hat Siemens nun einen mittelgroßen Ausrüster für Gas- und Ölfördertechnik erworben. Allerdings ist der Preis hoch, die Aktie gab leicht nach.

(RP)
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