Weltwirtschaftsforum Davos - der Gipfel der Weltwirtschaft

Davos · 2500 Teilnehmer aus 140 Ländern haben sich angesagt. Mit der Rede von Präsident Proroschenko rückte gestern der Konflikt zwischen der Ukraine und Russland in den Mittelpunkt. Ab heute geht es um Schuldenkrise, Armut und Terror.

 Davos ist der Schauplatz des Weltwirtschaftsforums.

Davos ist der Schauplatz des Weltwirtschaftsforums.

Foto: afp, fc/JM

Vom Weltwirtschaftsforum (WEF) in Davos soll in diesem Jahr ein Signal für neues Vertrauen in schwierigen Zeiten ausgehen. Doch schon am Eröffnungstag hat sich das als Wunschdenken erwiesen. Das Elitentreffen in den Schweizer Alpen wurde gestern vom Ukraine-Konflikt überschattet. Wegen der neuen Kämpfe im Krisengebiet Donbass entschied der ukrainische Staatschef Petro Poroschenko, seinen Schweiz-Besuch zu verkürzen und nach seinem Auftritt beim WEF nach Kiew zurückzufliegen.

Seine Kritik an Russland hat beim Gipfel indes keinen prominenten Vertreter der Gegenseite erreicht. Denn weder Russlands Präsident Wladimir Putin noch Ministerpräsident Dmitri Medwedew, einst Stammgäste beim Gipfel, waren der Einladung von WEF-Gründer Klaus Schwab gefolgt - dem Vernehmen nach, weil sie in einer Live-Debatte kritische Fragen beantworten sollten. Beide winkten ab.

Dabei könnte die russische Wirtschaft neues Vertrauen auch der vertretenen internationalen Wirtschaftselite gut gebrauchen. Investoren jedenfalls trauen dem Land derzeit kaum über den Weg - die Folge ist ein dramatischer Verfall des Rubel. Die Wirtschaft steuert auf eine tiefe Krise zu. Nachdem 2014 noch ein leichtes Wachstum zu Buche stehen dürfte, rechnet die Weltbank mit einem Einbruch der Wirtschaftsleistung in diesem Jahr um 2,9 Prozent. Andere Volkswirte sind noch pessimistischer. So rechnet das internationale Wirtschaftsforschungsunternehmen IHS mit einem Absturz von vier Prozent. Und auch die großen Ratingagenturen haben längst den Daumen gesenkt. Sie drohen Russland damit, die Kreditwürdigkeit auf Ramschniveau herabzustufen. Damit würde sich die Kreditaufnahme verteuern. Noch schlimmer ist die Lage in der Ukraine. Dort ist die Wirtschaft 2014 laut vorläufigen Weltbank-Zahlen um 8,2 Prozent eingebrochen. Überall im Land breitet sich Armut aus. Allerdings gibt es wohl einen Hoffnungsschimmer: Mehrere ausländische Unternehmer hätten ihm jetzt in Davos dreistellige Millionen-Investitionen in der Ukraine zugesagt, teilte Poroschenko mit.

Zum Weltwirtschaftsforum hat sich die Rekordzahl von mehr als 2500 Teilnehmern aus 140 Ländern angesagt. Sie debattieren nicht nur über den Ukraine-Konflikt, sondern auch über die Gefahr einer erneuten Verschärfung der Euro-Schuldenkrise, die wachsende Kluft zwischen Arm und Reich in vielen Ländern sowie die Bedrohung der Weltwirtschaft durch den Terrorismus. Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) spricht heute womöglich schon mit dem Wissen um die Entscheidung der Europäischen Zentralbank zum Thema Staatsanleihen-Kauf. Den hat gestern in Davos Italiens Ministerpräsident Matteo Renzi ausdrücklich begrüßt. "Die Schritte der EZB werden ein Zeichen setzen, dass Europa in eine neue Richtung geht", sagte Renzi, und man kann sich vorstellen, dass die deutsche Kanzlerin die Worte ihres italienischen Kollegen mit wenig Freude vernommen hat.

Ebenso wenig wie Deutsche-Bank-Co-Chef Anshu Jain. Das erwartete Anleihen-Kaufprogramm der EZB wird nach Ansicht des deutschen Branchenführers tiefgreifende Auswirkungen für die europäischen Banken mit sich bringen. Ein breit angelegter Kauf von Staatsanleihen und anderen Bonds werde zwar die Stabilität in Europa erhöhen, sagte Jain in Davos, denn es werde weniger Insolvenzen geben, und die Geldhäuser müssten weniger Geld für ausfallgefährdete Kredite zurücklegen. Aber: Die Zinsen würden sinken, die Zinsmargen der Banken würden weiter "zerstört, was natürlich eine große Herausforderung sein wird", sagte Jain. "Die besten Teile unseres Geschäfts, das Einlagengeschäft und der Handel, werden alle in Mitleidenschaft gezogen", erklärte der Manager.

(dpa)
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