Wolfsburg VW sorgt mit vorzeitigem Rückruf für Verwirrung

Wolfsburg · Der Autokonzern startet die Nachrüstung ohne offizielle Freigabe. Am Abend erteilt das Kraftfahrtbundesamt diese dann doch.

Ende Januar wollte VW mit dem Rückruf seiner Fahrzeuge beginnen, Ende Januar beginnt VW - obwohl die Behörden die Genehmigung nicht endgültig erteilt hatten. "In den vergangenen Tagen sind die Vorbereitungen für den Rückruf des Amarok angelaufen", bestätigte ein VW-Sprecher. Das heißt: Kunden wurden per Brief informiert, dass ihr Fahrzeug betroffen ist. Dass Fahrzeuge bereits die neue Software aufgespielt bekamen, bestreitet der Sprecher nicht: "Im Zuge einer so komplexen Rückrufaktion kann es so gewesen sein, dass einige wenige Fahrzeuge in der Werkstatt waren."

Noch am Nachmittag hieß es beim Kraftfahrtbundesamt (KBA), eine Freigabe läge nicht vor - obwohl der Rückruf längst angelaufen war. Erst um 17.48 Uhr verschickte die Behörde eine Pressemitteilung per E-Mail: "Kraftfahrt-Bundesamt erteilt Volkswagen die Freigabe der technischen Lösung für das Fahrzeugmodell Amarok, 2,0 Liter".

Die Freigabe gilt zunächst nur für das Nutzfahrzeug. Als nächstes soll dann der Passat zurückgerufen werden - eine endgültige Genehmigung steht hier noch aus. Eigentlich hatte das KBA die von VW vorgeschlagenen Lösungen schon vor Wochen grundsätzlich akzeptiert. Die Parteien hatten sich zudem auf einen Zeitplan geeinigt, der vorsah, dass der Rückruf Ende Januar beginnen soll. Warum daraus so eine Hängepartie wurde, ist unklar. Ein KBA-Sprecher sagte noch am Montag, die Freigabe könne erst erteilt werden, wenn der Prozess vollständig abgeschlossen sei. Wo die Probleme liegen, konnte er nicht sagen. Die VW-Sicht ist klar: Hätte der Konzern seine Zusage, mit dem Rückruf im Januar zu beginnen, nicht halten können, hätte das für weitere negative Schlagzeilen gesorgt. Das einseitige Vorpreschen setzte das KBA unter Zugzwang.

Die EU zieht unterdessen Konsequenzen aus dem Abgasskandal und will das Aufsichtssystem umkrempeln. Betrügerischen Autoherstellern könnten nach dem Willen der EU-Kommission künftig saftige Bußgelder drohen. Der Einsatz von manipulativer Abgas-Software wie bei VW oder falsche Angaben sollen mit bis zu 30.000 Euro pro Fahrzeug zu Buche schlagen, schlug die Brüsseler Behörde gestern vor. Sie könnte solche Strafen verhängen, falls die nationalen Behörden den betroffenen Autobauer nicht selbst zur Kasse bitten. Ob es dazu kommt, bleibt abzuwarten: Die Vorschläge benötigen die Zustimmung des Europaparlaments und der nationalen Regierungen, die sich in Brüssel stark einsetzen für die Interessen ihrer jeweiligen Autohersteller.

(frin)
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