Ebola Steinmeier: "Wir laufen Gefahr, den Kampf zu verlieren"

Frankfurt/Berlin · Außenminister Frank-Walter Steinmeier hat ein stärkeres Engagement der Weltgemeinschaft im Kampf gegen Ebola gefordert, um der Epidemie noch Herr zu werden. Die EU müsse im Kampf gegen die weltweite Bedrohung sichtbarer werden, fordert der SPD-Politiker.

 Frank-Walter Steinmeier bei seiner Rede vor der UN-Vollversammlung am 27.September in New York.

Frank-Walter Steinmeier bei seiner Rede vor der UN-Vollversammlung am 27.September in New York.

Foto: dpa, dbo wst

"Wir alle haben Ebola unterschätzt. Heute wissen wir, dass wir mit jedem Tag, der ohne konsequentes Handeln vergeht, Gefahr laufen, den Kampf gegen Ebola zu verlieren", sagte Steinmeier der "Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung". Der Außenminister warb für eine engere Zusammenarbeit auf internationaler und europäischer Ebene: "Die EU muss sichtbarer werden - nicht zuletzt, um der Bevölkerung in der betroffenen Region ein Signal zu senden, dass wir sie nicht alleinlassen."

Rat der Europäischen Union kommt am Dienstag zusammen

Steinmeier will bei dem für Montag geplanten Treffen mit den europäischen Außenministern in Luxemburg auch darüber sprechen, was man tun könne, "um solchen Krisen schneller und effizienter zu begegnen". Zentral sei die Frage, wie man schneller an medizinisches Personal komme.

Der Ebola-Beauftragte der Bundesregierung, Walter Lindner, sprach nach seiner Rückkehr aus den von der Epidemie betroffenen Gebieten von einer menschlichen Tragödie, die "beklemmend und unfassbar" sei.
"Was lokale und internationale Ärzte und Helfer dort täglich leisten, ist unvorstellbar: Sie alle sind wahre Helden", sagte Lindner der Frankfurter Allgemeinen. Die Hilfe laufe nun an, "spät sicherlich, aber nun von vielen Seiten". Deutschland sei dabei "mit bei den ersten". Jetzt sei effiziente Koordination entscheidend.

So sieht die Sonderisolierstation in Düsseldorf aus
9 Bilder

So sieht die Sonderisolierstation in Düsseldorf aus

9 Bilder
Foto: dpa, fg

Stärkeres Engagement der EU gefordert

Großbritanniens Premierminister David Cameron verlangte von der Europäischen Union, die Finanzmittel im Kampf gegen Ebola auf eine Milliarde Euro zu erhöhen. "Es muss noch viel mehr getan werden", schrieb Cameron in einem Brief an EU-Ratspräsident Herman Van Rompuy und die EU-Regierungschefs. Auf dem bevorstehenden EU-Gipfel in Brüssel in der nächsten Woche müsse ein "ehrgeiziges Unterstützungspaket" beschlossen werden. Die EU und ihre Mitgliedsstaaten haben bisher 450 Millionen Euro zur Bekämpfung der Krankheit in den westafrikanischen Krisenländern bereitgestellt.

Auch die Hilfsorganisation Oxfam forderte stärkere internationale Anstrengungen zur Eindämmung der Epidemie. Das Zeitfenster habe sich auf zwei Monate verengt, warnte Oxfam. Die Hilfsorganisation drängte die Regierungen, beim EU-Außenministertreffen weitere militärische Logistikkapazitäten bereitzustellen, medizinisches Fachpersonal aufzustocken und noch mehr Finanzmittel zu gewähren.

Oxfam beklagte, dass die militärlogistische Unterstützung zu langsam anlaufe und bislang nur ein Teil der international zugesagten Mittel in Höhe von einer Milliarde Euro eingegangen sei. Marion Lieser, Geschäftsführerin von Oxfam Deutschland, sagte: "Ausmaß und Schnelligkeit der Ebola-Ausbreitung sind beispiellos, nur wenn die Staatengemeinschaft koordiniert und entschlossen handelt, werden wir dem Einhalt gebieten können."

Bundesregierung will Spezialflugzeug in Auftrag geben.

Die Bundesregierung arbeitet derzeit an der Ausstattung eines Spezialflugzeugs für den Transport schwer erkrankter Ebola-Patienten. Die "Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung" berichtete unter Berufung auf Regierungskreise, die Fluggesellschaft Lufthansa habe den Auftrag dafür bekommen. Geplant sei, mehrere Flugzeuge so auszurüsten, dass hoch infektiöse Ebola-Patienten damit sicher transportiert werden könnten.

(KNA)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort