Grund vermutlich Verunsicherung über Gesundheitsreform Kinderimpfungen: Rückgang durch Missverständnis

Hamburg (rpo). Drastisch abgenommen hat offenbar die Impfrate bei Kindern. Grund dafür sei vermutlich ein Missverständnis.

"Im Vergleich zum Vorjahr haben fast 30 Prozent weniger Eltern ihre Kinder gegen Masern impfen lassen", sagte das Mitglied der Ständigen Impfkommission (STIKO) am Robert Koch-Institut in Berlin, Ursel Lindlbauer-Eisenach, der "Bild am Sonntag". Grund dafür sei vermutlich ein Missverständnis: "Offenbar hat sich bei den Eltern der Irrglaube festgesetzt, dass auch ein Besuch beim Kinderarzt mit einer Praxisgebühr verbunden ist", sagte die Kinderärztin aus München. Dabei koste der Besuch beim Kinderarzt im Gegensatz zu allen anderen Arztgruppen keine zehn Euro, sagte der Präsident des Berufsverbandes der Kinder- und Jugendärzte, Wolfram Hartmann, dem Blatt.

Eine Sprecherin des Gesundheitsministeriums betonte am Sonntag in Berlin, Schutzimpfungen seien Vorsorgeleistungen, für die sowohl Kinder als auch Erwachsene keine Praxisgebühr zahlen müssten. Hinzu komme, dass Kinder und Jugendliche bis zum Alter von 18 Jahren grundsätzlich von der Praxisgebühr befreit seien.

Masern-Gefahr steigt

Durch die geringe Zahl der Impfungen steige die Gefahr, dass es zu großen Ausbrüchen von Masern in Deutschland komme, sagte Lindlbauer-Eisenach. "Um Masernepidemien zu verhindern, brauchen wir Impfraten über 90 Prozent." Leider werde die zweite Impfung gegen Masern, Mumps und Röteln oft vergessen - weniger als die Hälfte aller Kinder in Deutschland seien zweimal gegen Masern geimpft, sagte die Ärztin. Wenn die Impfzahlen nicht wieder stiegen, drohten Epidemien der Krankheit, an der eins von 1000 erkrankten Kindern sterbe.

Nordamerika gelte dagegen als masernfrei, heißt es auf der Internetseite des Berufsverbands der Kinder- und Jugendärzte (BVKJ). Impfprogramme vor allem bei Kindern hätten erreicht, dass es in den USA seit Jahren keine Fälle von Masern gegeben habe. Dort dürften Kinder keine öffentlichen Einrichtungen wie Schulen oder Kindergärten besuchen, ohne einen vollständigen Impfstatus zu haben.

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