Duisburg DUET zeigt Tschernobyl-Stück

Duisburg · Das englischsprachige Studententheater am Campus Duisburg führt ab dem 31. Januar ein Stück der schottischen Autorin Catherine Czerkawska auf, dessen Hintergrund die Reaktorkatastrophe vom April 1986 ist.

Probenszene aus Catherine Czerkawskas Tschernobyl-Stück "Wormwood" mit Maria Krysen, Shaheryar Sha, Maame Boateng und Anita Weidental.

Probenszene aus Catherine Czerkawskas Tschernobyl-Stück "Wormwood" mit Maria Krysen, Shaheryar Sha, Maame Boateng und Anita Weidental.

Foto: duet

Seit 30 Jahren gehören die Aufführungen des englischsprachigen Studententheaters am Campus Duisburg (DUET) zum festen Bestandteil des Kulturlebens in der Stadt. Stets zu Beginn des Jahres wird mal witzig-heiteres, mal ernstes Schauspiel in einem meist gut verständlichen Englisch geboten.

Diesmal haben Ulrike Wittenborn und Nicole Winkler, die beiden DUET-Regisseurinnen, ein brisantes, aktuelles und spannendes Stück von der britischen Insel mitgebracht. Es heißt "Wormwood" und wurde von der in Großbritannien überaus erfolgreichen Gegenwartsautorin Catherine Czerkawska geschrieben.

Das Stück wurde 1997 im schottischen Edinburgh uraufgeführt; in Schottland gehört es sogar zum Schulstoff, obwohl es im restlichen Teil Großbritanniens eher selten gespielt wird. Ein Grund ist nach Ansicht von Ulrike Wittenborn die pro Atomenergie eingestellte Regierung, vielleicht auch Bevölkerungsmehrheit, des Inselstaates. Hintergrund des überaus dramatischen Schauspiels ist die Reaktorkatastrophe am 26. April 1986 in Tschernobyl. Das Stück spielt aber nicht in Tschernobyl selber, sondern in der Stadt Pripyat, die durch den Super-GAU radioaktiv verseucht wurde. Diese Stadt wurde 1970 als nagelneue Modellstadt für eine überwiegend junge Einwohnerschaft (Durchschnittsalter 25 Jahre) gebaut. Die Stadt bot den 50 000 Bewohnern nicht nur eine reizvolle Lage am Fluss Pripyat, sondern verfügte auch über ein schönes Kulturzentrum, Kino, Diskothek, Sportstätten, Kindergärten und Parks. Seit der vollständigen Evakuierung zwei Tage nach der Reaktorkatastrophe ist Pripyat eine Geisterstadt. Seit einiger Zeit kann man unter besonderen Vorsichtsmaßnahmen einige Areale der Stadt, die weniger verstrahlt sein sollen, mit Führern besichtigen.

Catherine Czerkawska hat nach gründlichen Recherchen und der Lektüre von Augenzeugenberichten ihr Stück "Wormwood" geschrieben. Ulrike Wittenborn sagt, dass es der Autorin, mit der sie korrespondiert, keineswegs nur den Betrieb von Atomkraftwerken kritisieren möchte, vielmehr wolle sie dem Unglück von Tschernobyl ein menschliches Gesicht geben. In "Wormwood" gibt es realistische und unwirkliche Szenen: Die "Strahlenkönigin" Natalia besucht die menschenleere Stadt Pripyat in der Ukraine, in der sie bis April 1986 zu Hause war. Sie durchlebt ihre Erinnerungen an ihren Verlobten Viktor, der im Atomkraftwerk Tschernobyl gearbeitet hatte sowie ihre Schwester Tanya und deren Ehemann Stephan, der bei der Feuerwehr arbeitet. Die Zuschauer erleben diese Menschen vor, während und nach dem Atomunfall...

Auf der Bühne stehen acht Darsteller; hinter den Kulissen arbeiten weitere 15 DUET-Mitglieder.

Zum Titel: Wormwood bedeutet Wilder Wermut. Der russische Name dieses Krauts heißt "Tschernobyl"! Das Stück ist bislang noch nicht ins Deutsche übersetzt worden.

(RP)
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