Mönchengladbach Europas Beste planen Gladbach

Mönchengladbach · Drei der bekanntesten europäischen Architekten haben sich nach RP-Informationen beworben, den Masterplan für Gladbach zu erstellen: Albert Speer, Nicholas Grimshaw und Vittorio Gregotti. Ihre Ansätze sind vielversprechend.

Sie haben das Olympiastadion von Barcelona gebaut (Vittorio Gregotti), den neuen Züricher Flughafen (Nicholas Grimshaw) und setzen gerade den Masterplan für die Millionenmetropole Köln um (Albert Speer). Und nun würden diese Architekten von Weltrang gerne den Bereich zwischen Kaiser-Friedrich-Halle und Rheydter Stadttheater neu planen und haben bereits begonnen, sich erste Gedanken zu machen. Der Masterplan, den Mönchengladbacher Unternehmer mit mehr als einer halben Million Euro finanzieren, bekommt immer mehr Schwung. Und der Verein MG 3.0 hat nun eine ausgesprochen luxuriöse Qual der Wahl. Dass sich derartige Hochkaräter um die Aufgabe, Mönchengladbach umzugestalten, bewerben, hat selbst manchen Initiatoren der Masterplan-Idee überrascht.

Verblüffende Ideen

Die drei Architekturbüros haben dem Vorstand des Vereins in den vergangenen Wochen erste Ideen-Skizzen vorgestellt. Der Deutsche Speer präsentierte sein mögliches Vorgehen in den Räumen der Industrie- und Handelskammer an der Bismarckstraße selbst. Der Engländer Grimshaw, der Büros in London, New York und Melbourne hat, schickte genau wie der Italiener Gregotti seinen Büroleiter. Schon die ersten Eindrücke und Ideen der Star-Architekten verblüfften die Mönchengladbacher. So zeigten die Experten nicht nur das nötige Entwicklungspotenzial auf, sondern verwiesen auch auf die Qualitäten der Stadt, auf die sich aufbauen lässt.

Albert Speer, der Sohn des Generalbauinspektors von Hitler, ist in Deutschland sicher der bekannteste der drei Kandidaten. Er ist einer der renommiertesten deutschen Architekten, und das nicht erst, seit er für die Kölner Innenstadt einen Masterplan entwickelt hat. In China hat er eine ganze Automobilstadt für 300 000 Menschen entworfen, in Aserbaidschan einen Boulevard. Außerdem arbeitet er an einem Masterplan für die Fußballweltmeisterschaft in Katar 2022. In Frankfurt war Speer an weiten Teilen der Skyline, am Museumsufer und am Flughafen wesentlich beteiligt. Wie Speer in Deutschland ist Nicholas Grimshaw in England einer der größten lebenden Architekten. Das ökologische Bauen ist ihm ein besonderes Anliegen. Sein "Eden Projekt" in Cornwall ist das weltweit größte Gewächshaus der Welt und beherbergt unter Kuppeln aus Kunststoff Pflanzenarten aus allen Teilen der Welt. Gerade plant er in ähnlichem Geist einen "Earth Parc", der neben Pflanzen auch Tieren eine Heimat bieten soll. Wie Grimshaw baut, ist übrigens auch in der erweiterten Region zu sehen. Sein Bürobau "Five Boats" ist eines der Highlights im Duisburger Innenhafen. Sein Fabrikgebäude für die Firma Igus in Köln sorgte mit seinen flexibel abnehmbaren Wandpaneelen in der Architekturszene für große Anerkennung. Grimshaw, der von der Queen zum Ritter geschlagen wurde, würde den Masterplan für Gladbach gerne gemeinsam mit einem renommierten Düsseldorfer Landschaftsarchitekten umsetzen. Auch Vittorio Gregotti ist einer der ganz großen, in vielen Ländern tätigen europäischen Architekten. Er baute zuletzt viel in China und Marokko. Seine bekanntesten Projekte neben dem Olympiastadion von Barcelona sind die Mailänder Oper, die als Ersatzbau für die Scala benötigt wurde, und das National Grand Theater in Peking.

Wer von den Dreien den Zuschlag bekommt, ist noch offen. Der Vorstand hat nach den Präsentationen zwar eine Präferenz, aber noch keine Entscheidung getroffen. Ihre Eindrücke und das weitere Vorgehen werden sie den Mitgliedern des Vereins bei einer Versammlung am Donnerstag vorstellen. Der prominente Masterplaner, der von einem ganzen Team an Architekten unterstützt wird, wird bei allen wesentlichen öffentlichen Terminen selbst in Mönchengladbach sein. Er soll für die Stadt beispielsweise auch bei der Expo Real in München werben und dort seinen Masterplan vorstellen.

Der Masterplan soll unter weitestmöglicher Beteiligung der Bevölkerung entstehen. Es wird mehrere öffentliche Foren geben. Der Rat hatte vergangene Woche beschlossen, kurz nach Abschluss des Masterplan-Verfahrens eine städtebauliche Leitlinie zu verabschieden. Damit ist sichergestellt, dass die Ideen des Star-Architekten nicht ungenutzt in der Schublade verschwinden.

(RP)
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