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Düsseldorf Die unmögliche Rückkehr ins frühere Leben

Düsseldorf · Der französische Schriftsteller Jérôme Ferrari las aus seinem neuen Roman "Ein Gott ein Tier" vor vielen Hörern im Heine-Haus.

 Jérôme Ferrari.

Jérôme Ferrari.

Foto: secession

In Frankreich ist der Prix Goncourt so ziemlich das Höchste, das einem Schriftsteller widerfahren kann. Am Preisgeld liegt das nicht. Symbolische zehn Euro bekommt der Geehrte, aber die Verlage und alle Landsleute liegen ihm zu Füßen.

Hierzulande sind von den weit über 100 Preisträgern des Prix Goncourt nur wenige dauerhaft bekannt geworden. Insofern war man auch im Heine-Haus freudig überrascht, als sich der Saal für eine Lesung von Jérôme Ferrari bis zum letzten Platz füllte. Nicht unerwartet war das große Interesse an Ferrari für die Romanistin Ursula Hennigfeld, die den Abend moderierte: "Wir haben hier einen echten Star sitzen."

Immerhin werde Ferrari in Korsika-Reiseführern als dritte Berühmtheit erwähnt, neben Napoleon und Letizia Casta. Der vielgereiste, jetzt wieder auf seiner Heimatinsel lebende Autor war sogar zum zweiten Mal bei Müller & Böhm. Vor fünf Jahren hatte er als neuer Goncourt-Preisträger die halbe Welt umrundet und dabei auch in Düsseldorf Station gemacht. Jetzt galt es, einen Roman vorzustellen, der gerade auf Deutsch erschienen ist.

"Ein Gott ein Tier" zeigt zwei Menschen, die sich im Leben verlieren. Die Handlung spielt in den Jahren nach dem Terroranschlag des 11. September 2001. Ein junger Franzose verdingt sich als Söldner in den Truppen, die im Irak kämpfen. Gezeichnet von den brutalen Kriegserlebnissen, findet er nach seiner Rückkehr in Frankreich keinen Halt mehr. Seine Versuche, in das frühere Leben zurückzukehren, sind vergeblich. Auch die Wieder-Annäherung an seine einstige Jugendliebe Magali scheitert daran, dass er sich von den erlittenen Kriegstraumata nicht befreien kann. Schließlich erschießt er sich im Wald in der Nähe seines Heimatdorfs.

Im Heine-Haus las Jérôme Ferrari seine Textausschnitte in einem derart rasenden Tempo, dass man von dem stellenweise pathetischen Ton kaum etwas verspürte. Auf diese Sprache und einen ethisch-moralischen Anspruch des Romans angesprochen, entgegnete er beinahe abweisend: "Ich würde mich nicht als engagierten Autor bezeichnen."

Einverstanden zeigte sich Jérôme Ferrari mit dem Begriff "Komplexität der Sprache", bezogen auf sein Gesamtwerk. Diese Komplexität sei gerade in der aktuellen Zeit gefordert, in der so viele Vereinfacher ihren Mitmenschen etwas vormachten.

(RP)
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