Lokalsport Die heißen Eisen des TSV in Kassel

Leverkusen · Die Deutschen Meisterschaften sind für viele Leichtathleten aus Leverkusen die entscheidende Etappe auf dem Weg zu Olympia.

 Langstreckenläuferin Konstanze Klosterhalfen ist Favoritin auf den Deutschen Meistertitel über 1.500 Meter.

Langstreckenläuferin Konstanze Klosterhalfen ist Favoritin auf den Deutschen Meistertitel über 1.500 Meter.

Foto: BIRKENSTOCK

50 Tage vor dem Beginn der Olympischen Spiele in Rio de Janeiro biegen die Leichtathleten auf die Zielgerade ihrer Vorbereitung ein. Eine Reihe deutscher Top-Athleten muss noch um das Ticket zittern, was den Deutschen Meisterschaften an diesem Wochenende in Kassel eine umso größere Bedeutung zukommen lässt. Der TSV Bayer Leverkusen hat 78 Athleten gemeldet. Paul-Heinz Wellmann, Geschäftsführer der Leichtathleten, rechnet mit acht heißen Eisen im Kampf um die Meistertitel. "Wenn es am Ende zwei bis vier Siege werden, können wir zufrieden sein."

Im vergangenen Jahr kehrten die Leverkusener aus Nürnberg mit der besten Medaillenausbeute überhaupt bei Deutschen Meisterschaften zurück. Insgesamt 17 Mal gewannen TSV-Sportler Edelmetall. Eine erfreuliche Zahl. Wellmann verschweigt aber nicht, dass man mit lediglich zwei Siegen indes nicht ganz zufrieden war.

 Weitspringer Alyn Camara möchte im Titelrennen mitmischen. 2013 war er schon mal Deutscher Meister.

Weitspringer Alyn Camara möchte im Titelrennen mitmischen. 2013 war er schon mal Deutscher Meister.

Foto: MISERIUS

Bei den letzten Titelkämpfen in Kassel vor fünf Jahren sprangen vier Titel für die Leverkusener heraus - der Ort soll im Olympia- und EM-Jahr wieder gutes Omen sein. Neben den Normen für Rio gilt es, sich für die Europameisterschaften Anfang Juli in Amsterdam zu qualifizieren.

Neben den beiden Speerwerferinnen Katharina Molitor und Linda Stahl, die Christina Obergföll und Christin Hussong das Leben so schwer wie möglich machen wollen, kämpft Sprinter Aleixo-Platini Menga noch um seine Olympia-Teilnahme. Über 200 Meter hat er die Norm bereits erfüllt, morgen möchte er gleiches über die 100 Meter schaffen. Bei den Stabhochspringern gehören Tobias Scherbarth, Carlo Paech, Hendrik Gruber und Karsten Dilla neben vier weiteren TSV-Startern zum deutschen Feld. Scherbarth hat sich bereits als erster deutscher Springer für Rio angekündigt und hofft, durch gute Sprünge in Kassel, die Qualifikation zu erhalten. Am vergangenen Sonntag sprang er über 5,70 Meter und frohlockte: "Die Deutschen Meisterschaften können kommen. Ich werde versuchen anzugreifen, die Norm noch einmal zu springen und am besten den Titel mitzunehmen." Bei den Frauen hat sich Silke Spiegelburg zuletzt in Zweibrücken stark präsentiert und nach längerer Verletzungspause und immer mal wieder schmerzbedingten Pausen mit 4,50 Metern zurückgemeldet. Das Ticket für die Olympischen Spiele ist für sie greifbar nah - genauso wie der siebte Deutsche Meistertitel ihrer Karriere. Auch die 4x400-Meter-Staffel will um die Goldmedaille mitlaufen.

Über die 1.500 Meter ist Mittelstrecklerin Konstanze Klosterhalfen Favoritin. Die Aufsteigerin des vergangenen Jahres hat die Teilnahme an den U20-Weltmeisterschaften in Bydgoszcz (Polen) bereits sicher. Rund fünf Wochen vor den Spielen in Brasilien stellt sie sich zunächst dort der Konkurrenz. Danach steigt Klosterhalfen ziemlich sicher ins Flugzeug nach Rio.

Die Olympia-Norm über 1.500 Meter hat sie ebenfalls in der Tasche (4:07,00 Minuten). Dass dies in Kassel noch mehr als zwei anderen gelingt und die Läuferin so um ihr Ticket gebracht werden könnte, ist unwahrscheinlich. "Koko ist bisher die Einzige, die überhaupt die Norm geschafft hat. Sie hat realistische Chancen, dabei zu sein", erklärt Wellmann. "Wenn man heute in die Weltklasse vorstoßen will, kann man durchaus auch mit 19 Jahren schon an Olympischen Spielen teilnehmen. Wenn wir ein solches Talent im Verein haben, wollen wir damit nicht hinterm Berg halten."

Tatsächlich mutet Klosterhalfens Leistungsexplosion wie ein kleines Märchen an. Die 19-Jährige hat sich binnen weniger Monate in die Spitze katapultiert, auf dem Weg dorthin Rekorde gebrochen und Titel gewonnen. Auf der Tartanbahn, so wirkt es, kennt die zarte Läuferin mit dem schüchternen Wesen kein Pardon mit ihrer Konkurrenz.

Ein Fragezeichen steht noch hinter dem Einsatz von Hochspringer Mateusz Przybylko und Robin Schembera. Beide kämpfen mit Verletzungen. Sport Seite

(RP)
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