Leverkusen Wüst: Fahrverbote für Diesel sind vermeidbar

Leverkusen · Der NRW-Verkehrsminister sprach vor 70 Gästen in Schloss Morsbroich über E-Mobilität, autonomes Fahren und den A 1-Ausbau.

 Sieht die Elektromobilität nicht als alleinige Lösung für alles an: Landesverkehrsminister Hendrik Wüst. Der 42-Jährige sprach im Gartensaal.

Sieht die Elektromobilität nicht als alleinige Lösung für alles an: Landesverkehrsminister Hendrik Wüst. Der 42-Jährige sprach im Gartensaal.

Foto: uwe Miserius

Zum Erreichen der vorgeschriebenen Umweltstandards sind Dieselfahrverbote vermeidbar. In zwei, drei Jahren lassen sich die Grenzwerte auch in hoch belasteten Städten wie Köln, Düsseldorf und Leverkusen unterschreiten. Meint NRW-Verkehrsminister Hendrik Wüst. Der 42-jährige Landespolitiker besuchte am Montag die CDU-Mittelstandsvereinigung Leverkusen.

Die etwa 70 Gäste des Infoabends hörten diese Botschaft gern. Für bessere Luft in den Städten müsse aber ein Bündel von Einzelprojekten realisiert werden. "Der Luftreinhalteplan für Düsseldorf sieht 140 Einzelmaßnahmen vor", sagte Wüst. In Rheinanliegerstädten spiele zudem die Schifffahrt eine Rolle. Rheinkähne seien teils 30 bis 40 Jahre in Betrieb - mit entsprechend unsauberen Motoren. Dass die Bürger seltener das Auto benutzen, weil sie durch "zu wenig Straßen" dazu gezwungen würden, verweist der Christdemokrat ins Land der unerfüllten (grünen) Träume. Das habe die Politik in NRW jahrelang vergeblich versucht. Die Verkehrsinfrastruktur sei zu klein. Viele Menschen hätten auch schlicht keine Wahl. Für den Weg zur Arbeit müssten sie sich ins Auto setzen.

Bei seinem Auftritt im Gartensaal von Schloss Morsbroich zeigte sich Wüst erleichtert. Er hatte mit einem Pfeifkonzert gerechnet, wie es eines beim Spatenstich für den Neubau der Leverkusener Rheinbrücke gegeben hat. Der Verkehrsminister zog seine Schlüsse aus der "geringen Zahl" der Protestler. Nach eigener Auszählung anhand von Bildern kam er auf knapp 50 Gegner des Autobahn-Brückenprojektes. "Das kann man ja schon als Zustimmung für das Vorhaben werten", sagte er. Fast sofort zum Amtsantritt erlebte er beim Besuch im Bauch der Autobahn-Rheinbrücke in Duisburg-Rheinhausen (baugleich mit der Leverkusener Brücke) den Schock der Realität. Der Anblick der Risse in dem Stahlkoloss hätte ihn "beeindruckt". Er betonte: Nach der Bildung der schwarz-gelben NRW-Landesregierung hätte man sich in Düsseldorf entschieden, das Rheinbrückenprojekt Leverkusen nicht komplett neu zu starten. Das wäre wegen der Bedeutung der A 1 "verantwortungslos" gewesen.

Den Bau des kurzen Tunnels für die A 1 im Bereich Küppersteg hält Wüst für sinnvoll und realisierbar. Das Thema soll Kollege Oliver Wittke, Ex-NRW-Verkehrsminister, bei den Koalitionsverhandlungen in Berlin platzieren. Es ist laut Wüst "ein Gebot der Fairness, dass der Bund den Tunnel finanziert". In dem Zusammenhang kritisierte er, dass die NRW-SPD keinen Vertreter zu den Gesprächen über Verkehrsthemen nach Berlin entsandt habe. 20 Mrd. Euro sollen in NRW bis 2030 für die Verbesserung von Auto- und Bundesbahnen ausgegeben werden (allein für den Bau der Leverkusener Rheinbrücke wird etwa eine Mrd. Euro fällig). Parallel werden etwa 20 Mrd. für den Ausbau des Bus- und Bahnnetzes (ÖPNV) eingeplant. Wer glaube, die massenweise Verlagerung von Gütertransporten auf die Schiene sei Teil der Lösung, irre. Wenn nur zehn Prozent des heutigen Lkw-Verkehrs auf die Bahn verlagert würden, verdoppele sich deren Transportvolumen: "Die Schienen sind jetzt schon voll", sagte Wüst. "Der Bau von Schienen stößt bei Bürgern auf ähnliche Begeisterung wie der Straßenbau."

Der Minister zeigte sich als Skeptiker in Sachen Elektro-Automobilität: "E-Autos sind nicht alleinige Lösung für alles." Für die Kurzstrecken seien sie geeignet, für Langstrecken und für Lkw bleibe der Verbrennungsmotor nötig. Der stellvertretende CDU-Fraktionschef Stefan Hebbel verlangte eine Einschätzung zum "autonomen Fahren", wie es in Overath getestet werden soll. Hendrik Wüst findet dies interessant, dämpft aber übertriebene Hoffnungen. Diese Entwicklung brauche noch zehn bis 20 Jahre.

Auf dem Wunsch- und Arbeitszettel von Wüst stehen unter anderem: die Vertiefung des Rheins für größere Schiffe, die Optimierung von Bahnstrecken und die Digitalisierung des Bahn- und Busverkehrs. Zudem müsse das Baustellen-Management, auch auf Autobahnen, verbessert werden. "Man wundert sich, wer in unserem Land in Sachen Baustellen nicht miteinander spricht", bedauerte Wüst. Er meinte etwa die Abstimmung der Firmen, wenn es um Sperrungen von Bahnlinien und Baustellen gehe.

(us)
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