Meerbusch Der Papst als Thema in Osterath

Meerbusch · "Seitdem der Papst mit dem evangelischen Weltbund im schwedischen Lund das 500-jährige Reformationsjubiläum gefeiert hat, ist die Ökumene in Rom ein ganz großes Thema", berichtete Stefan von Kempis, zweiter Redaktionsleiter von Radio Vatikan, bei der Vorstellung seines neuen Buches "Papst Franziskus. Die Spaltung unter uns Christen ist ein Skandal" im Buch- und Kunstkabinett Mönter.

 War zu Gast in Osterath: Stefan von Kempis

War zu Gast in Osterath: Stefan von Kempis

Foto: Radio Vatikan

Der Journalist, der den Vatikan seit 2001 beobachtet, sagte, dass sich Papst Franziskus Luther verwandt fühle, weil auch er die Kirche erneuern und die Verkündigung in den Mittelpunkt seines Amtes stellen wolle. "Mit seiner Wahl hat Papst Franziskus ein klares Mandat zur Reform der Kirche erhalten", unterstrich von Kempis. Was jedoch einige der Zuhörer bezweifelten, da von Franziskus neben einem neuen bescheidenen Auftreten wenig Konkretes zu vielen brennenden Fragen komme.

Das Publikum vermutete, dass die Kurie dem jetzigen Amtsträger nicht wohl gesonnen sei. Dem widersprach von Kempis vehement: "Die Kurie bewegt sich. Sie sonnt sich in der Aufmerksamkeit für Franziskus." Das "Kurien-Bashing", das der Papst zu Beginn in öffentlichen Reden betrieben habe, sei auf seine jesuitische Herkunft zurückzuführen. Er habe aber erkannt, dass dieses falsch interpretiert worden sei. Überhaupt seien der Papst und seine Amtsführung dadurch geprägt, dass er von außen, also aus Südamerika komme, wo viele Probleme (wie das Zölibat) anders gesehen und gelöst werden. Wo deutsche Katholiken ein klares Wort und ein gradliniges Vorgehen von dem Kirchenoberhaupt erwarten, gehe dieser auf seine südländische Art vor. Das bedeutet, keine direkte Konfrontation, sondern ein sich um die Probleme Herumlavieren und diese dadurch aufzuweichen. "Der Papst rennt nicht gegen Wände", verdeutlichte der Journalist.

Genau dieses Vorgehen sei auch in der Frage des gemeinsamen Abendmahls von Katholiken und Protestanten zu beobachten. Man solle einfach machen und das eigene Gewissen entscheiden lassen. Die Einheit komme dann auf dem Weg, den man gemeinsam beschreite. So habe Franziskus mit dem orthodoxen Patriarchen auf Lesbos Flüchtlinge besucht und Kardinal Marx mit dem evangelischen Bischof Bedford-Strohm in Jerusalem in der Grabeskirche gebetet. Der Papst bemühe sich um Augenhöhe und die Einheit der christlichen Kirchen in versöhnter Verschiedenheit. Kardinal Koch habe gesagt: "In 20 Jahren haben wir eine wiedervereinigte Kirche." "Das ist eine tolle Perspektive, finde ich", schloss Stefan von Kempis.

(kir)
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