Meerbusch Vom Ankommen zum Einkommen

Meerbusch · Der Meerbuscher Unternehmer Patrick Treutlein hat einen Flüchtling aus Iran und einen aus Afghanistan als Auszubildende eingestellt. Bei einer Infoveranstaltung der Arbeitsagentur berichtete er jetzt von seinen Erfahrungen

Der Meerbuscher Unternehmer Patrick Treutlein vereint offenbar die Qualitäten des Visionärs mit denen des Machers. Vor Monaten stellte er zunächst einen Flüchtling aus dem Iran und Wochen später einen Afghanen als Auszubildende ein. "Ich habe das nicht nur als Chance, sondern auch als Verpflichtung gesehen, sagte Treutlein dazu.

Er berichtete jetzt im Mönchengladbacher Haus Erholung von seinen Erfahrungen. Dort boten die Unternehmerschaft der Metall- und Elektroindustrie (UME) sowie die Arbeitsagentur Mönchengladbach eine gemeinsame Informationsveranstaltung zur Vermittlung von Flüchtlingen in Arbeit und Ausbildung an.

Die anhaltende Flüchtlingswelle stellt gesamtgesellschaftliche Herausforderungen. Denen können und wollen sich die Unternehmer nicht entziehen, zeigte sich Reinhold Schneider, Geschäftsführer der UME, überzeugt. Angesprochen waren vor allem Vertreter von Unternehmen aus dem Rhein-Kreis-Neuss und Mönchengladbach.

"Die Vermittlung von Flüchtlingen in Arbeit und Ausbildung ist - neben der Sprache - der wichtigste Schlüssel zur Integration in unsere Gesellschaft. Das ist sicherlich ein Ziel, das wir eher lang- als kurzfristig erreichen. Aber ein erreichbares Ziel, wenn Staat und Gesellschaft, Wirtschaft und Politik zusammen daran arbeiten", betonte der Mönchengladbacher Oberbürgermeister Hans-Wilhelm Reiners. Die Idee der Vernetzung lag offensichtlich Angela Schoofs, Leiterin der auch für Meerbusch zuständigen Agentur für Arbeit Mönchengladbach, sehr am Herzen. Sie stellte Fakten und konkrete Maßnahmen vor, erklärte rechtliche Bedingungen einer Arbeitsaufnahme. "Wir müssen die Verfahren abstimmen, verzahnen und einfacher machen", stellte sie sinngemäß mehrfach entschieden fest und plädierte für ein transparentes Management, bei dem Rhein-Kreis, Kommunen und Netzwerkpartner wie die VHS und das Technologiezentrum Glehn zum Beispiel im Gespräch sind.

Schoofs verwies auf unterschiedliche Bleibeperspektiven der Asylsuchenden. Die Schutzquote der Syrer liege bei über 90 Prozente, doch 35 Prozent der Flüchtlinge kämen aus sicheren Herkunftsländern ohne die Aussicht, bleiben zu können, stellte sie fest. Sie empfahl auf die Menschen, deren Bleibewahrscheinlichkeit hoch liege, mit Integrationskursen zum Erlernen der deutschen Sprache direkt nach deren Ankunft und nicht erst nach der Anerkennung zuzugehen.

In der Zuwanderung erkannte sie auch eine Chance, die allerdings nicht von selbst komme, sondern gestaltet werden müsse. Schließlich seien 70 Prozent der Flüchtlinge im erwerbsfähigen Alter, allerdings könnten nur zehn Prozent problemlos übernommen werden. Doch auch die anderen hätten Potenzial, das berücksichtigt werden müsse.

Im Moment sei die Kunst gefragt, diejenigen zu finden, die motiviert seien, arbeiten könnten und auch dürften. Um hier rechtliche Fallen zu vermeiden, warb sie für den Arbeitgeberservice als Ansprechpartner für Unternehmer, die Flüchtlinge als Arbeitskräfte oder Auszubildende einstellen möchten. Zuvor hatte Günter Krings, Staatssekretär im Innenministerium, beim Impulsvortrag "Vom Ankommen zum Einkommen" betont: "Richtig ist, dass wir den Flüchtlingen mit entsprechender Bleibeperspektive frühestmöglich Zugang zu Integrationsmaßnamen verschaffen und ihnen damit den Weg in Ausbildung und Beschäftigung ermöglichen." Das Bundesrecht stelle schon gute Instrumente zur Verfügung, die auch in Meerbusch zu nutzen seien, so Krings.

Für die Podiumsdiskussion wurden die Referenten um Dirk Brügge, Kreisdirektor Rhein-Kreis Neuss, die Mönchengladbacher Sozialdezernentin Dörte Schall und Unternehmer ergänzt. Nach einem Erfahrungsaustauch versicherte Schoofs: "Unser Job ist es, Hürden so niedrig zu halten, dass Sie Spaß daran haben werden, Flüchtlinge zu integrieren."

(RP)
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