Niederkrüchten Der Leser fährt auf dem Gepäckträger mit

Niederkrüchten · Als die Kinder aus dem Haus gingen, begann für Gerlinde Helgers ein neues Kapitel in ihrem Leben. Mit ihrem Mann unternimmt sie seitdem Radwandertouren. In ihrem Buch "Ins Blaue hinein" hat sie ihre Eindrücke festgehalten

Niederkrüchten: Der Leser fährt auf dem Gepäckträger mit
Foto: Hilgers

Ein Leben ohne Fahrradfahren kann sich Gerlinde Helgers nicht vorstellen. "Es ist für mich mit einem Gefühl der Freiheit verbunden", sagt die Elmpterin. Als die drei Kinder eigene Wege ging, machte sich auch Helgers auf den Weg in einen neuen Lebensabschnitt. Mit ihrem Mann unternahm sie erstmals große Radwandertouren. Die erste Tour ging 1996 von Elmpt nach Priwall an die Ostsee: elf Tage und 700 Kilometer lang. Ein kleines Abenteuer und der Beginn einer Leidenschaft.

Viele tausend Kilometer ist das Paar aus Elmpt inzwischen geradelt durch Sardinien, Südfrankreich, Norwegen, Irland, Kroatien und Kuba. In diesem Jahr erfüllte sich die 61-Jährige einen weiteren Lebenstraum: Im Brüggener Verlag Literates ist ihr Buch "Ins Blaue hinein. Radreisegeschichten" erschienen. Zwei Jahre hat sie an dem immerhin 300-Seiten-starken Radwanderwerk geschrieben. "Vor allem in den Wintermonaten", sagt Helgers lachend. In Tagebuchform beschreibt die begeisterte Radwanderin drei Touren: an die Ostsee, durch Sardinien im Jahr 2002 und durch Norwegen im Jahr 2004. "Ich habe bewusst eine Mischung ausgewählt: Deutschland, ein warmes und ein kühles Land", sagt sie. An das Schreiben musste sich die gelernte Medizinisch-Technisch-Assistentin erst herantasten. Unzählige Korrekturgänge habe es gebraucht bis das Buch in der jetzigen Form vor ihr lag. "Ein Freund liest die Texte Korrektur und sagt auch schon mal: Schreib das noch mal schön!"

 Die Helgers aus Elmpt sind passionierte Radwanderer und haben schon Tausende von Kilometern mit ihren Rädern zurückgelegt. Jetzt hat Gerlinde Helgers ein Buch mit den schönsten Radreisgeschichten geschrieben.

Die Helgers aus Elmpt sind passionierte Radwanderer und haben schon Tausende von Kilometern mit ihren Rädern zurückgelegt. Jetzt hat Gerlinde Helgers ein Buch mit den schönsten Radreisgeschichten geschrieben.

Foto: Helgers

Die Begeisterung für das Radwandern klingt auf jeder Seite durch. "Ich hoffe, dass ich den Leser mitnehme auf meine Reisen, dass er oder sie auf dem Gepäckträger sitzt und mitfährt." Es sind die kleinen Abenteuer, das wilde Campen oder der erste glimpflich verlaufene Unfall, von denen Helgers erzählt. Aber auch die schönen, kleinen Begebenheiten am Wegesrand, die netten flüchtigen Begegnungen. Auch die Tiefpunkte beschreibt sie: müde, im strömenden Regen, keine Rastplatz und keine Unterkunft in Sicht. "Aber da weiß ich immer: Irgendetwas wird kommen. Oft ist es dann auch etwas besonders Schönes", sagt die 61-Jährige.

Radfahren gehört für die Niederrheinerin schon immer zum Leben: im Alltag wie im Urlaub. Im Alter von neun Jahren radelte sie noch wackelnd auf dem viel zu großen Fahrrad ihrer Mutter. Später sattelte sie um auf ein rustikales, ockergelbes Damenrad. Heute fährt die 61-Jährige ein Acht-Gang-Rad mit Elektromotor. Im Familienurlaub später wurden die Fahrräder aufs Autodach geschnallt. Doch das Radwandern ist für die Elmpterin noch einmal etwas anderes: "Ich mag das Unterwegs-Sein wie die Nomaden. Man hat, was man braucht. Im Grunde braucht man so wenig", sagt die Autorin. Bei ihren Touren lassen sich die Helgers Zeit. Je nach Wetter und Kondition radeln sie von einer Etappe zur nächsten ohne Hast. "Im Durchschnitt haben wir 50 bis 70 Kilometer an einem Tag zurückgelegt." Ankommen, essen, schlafen, in der Natur sein, einen schönen Ort entdecken. Ich weiß nicht, wo wir abends sein werden, und das ist gut so. Wir buchen nie vor, das gehört für mich dazu, um die Freiheit zu verspüren."

Niederkrüchten: Der Leser fährt auf dem Gepäckträger mit
Foto: Helgers Gerlinde

Ein neue große Radwandertour haben ihr Mann und sie derzeit nicht in Planung. "Wenn man älter wird, muss man sich die Kräfte einteilen", sagt die sechsfache Großmutter. An der Verwirklichung eines weiteren Traums arbeitet sie allerdings gerade - von zu Hause aus. Helgers schreibt an ihrem zweiten Radwanderbuch. Und wenn das Wetter mitspielt, vergeht natürlich auch keine Woche, in der sie nicht aufs Rad steigt. "Ohne Fahrradfahren geht mein Leben gar nicht."

(RP)
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