"Russland wurde geschüttelt" Erdbeben löst kurz Tsunami-Warnung aus

Moskau · Ein schweres Erdbeben der Stärke 8,2 hat im Osten Russlands kurzzeitig eine Tsunami-Warnung ausgelöst und sogar Häuser im rund 7000 Kilometer entfernten Moskau wackeln lassen. Von Verletzten oder Sachschäden sei zunächst nichts bekannt, teilte der Zivilschutz in Moskau am Freitag der Agentur Itar-Tass zufolge mit.

"Das Land wurde kräftig durchgeschüttelt", sagte der Seismologe Anatoli Zygankow. Das Epizentrum lag vor der Pazifik-Halbinsel Kamtschatka nördlich von Japan in einer Tiefe von 600 Kilometern unter dem Boden des Ochotskischen Meeres. Im März 2011 hatte ein Erdbeben der Stärke 9,0 vor Japan einen massiven Tsunami ausgelöst.

Das Geoforschungszentrum in Potsdam und die US-Erdbebenwarte gaben die Stärke der Erschütterungen am Freitag mit 8,2 an. Das Beben habe sich um 7.44 Uhr MESZ ereignet und sei noch in Rumänien zu spüren gewesen. Das Zivilschutzministerium gab eine Tsunami-Warnung für Russlands größte Insel Sachalin und die Kurilen-Inselgruppe heraus, gab kurze Zeit später aber Entwarnung.

Leichte Erdstöße waren auch in der 7000 Kilometer entfernten Hauptstadt Moskau zu spüren. Nach panischen Anrufen brachten die Behörden dort rund 850 Menschen in Sicherheit. Etwa 9000 Menschen hätten in der Millionenmetropole kurzzeitig ihre Häuser verlassen.

Augenzeugen berichteten von schwankenden Kronleuchtern und Wasser, das aus dem Aquarium geschwappt sei. Der Experte Alexander Solowjow von der Akademie der Wissenschaften rechnete aber nicht mit Nachbeben. Der Zivilschutz blieb jedoch in Bereitschaft und rief die Bewohner zur erhöhten Wachsamkeit auf.

Auf Sachalin rund achteinhalb Flugstunden östlich von Moskau steht eine ausgedehnte Erdgas-Förderanlage, in Häfen von Kamtschatka ankern Atom-U-Boote der Pazifikflotte. Die Region gilt als dünn besiedelt. Kamtschatka, das "Land aus Feuer und Eis", gilt seit dem Ende der Sowjetunion 1991 auch als Geheimtipp für Abenteuerreisen.
Unter der Pazifik-Halbinsel kommt es immer wieder zu Erdbeben, da dort drei Kontinentalplatten kollidieren. "Hier platzt die Naht der Erde", beschrieb es einmal der russische Forscher Denis Budkow.

(dpa)
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