Malaysian Airlines Flug MH370 Jetzt geraten die Piloten ins Visier der Ermittler

Kuala Lumpur · Nach dem rätselhaften Verschwinden von Flug MH370 prüfen die Ermittler, ob die Piloten gezielt den Kurs geändert haben und noch Hunderte Kilometer in eine andere Richtung geflogen sind. Ihre Wohnungen wurden am Wochenende durchsucht und ein Flugsimulator sichergestellt.

 Aktion auf dem Flughafen von Kuala Lumpur: "Unterschreibt für die Hoffnung!"

Aktion auf dem Flughafen von Kuala Lumpur: "Unterschreibt für die Hoffnung!"

Foto: ap

Zuvor hatte Malaysia nach tagelanger erfolgloser Suche bekanntgegeben, dass die Maschine nach dem letzten offiziellen Kontakt am 8. März noch mehr als sechs Stunden unterwegs war.

Auf dem Flug von Kuala Lumpur nach Peking waren - offenbar von jemandem mit großem Fachwissen - die Ortungssysteme des Flugzeugs vorsätzlich manipuliert worden, bevor die Maschine Richtung Westen abdrehte, wie der malaysische Ministerpräsident Najib Razak am Samstag sagte. Damit liegt der Verdacht einer Entführung nahe - ob nun durch einen der Piloten, ein weiteres Besatzungsmitglied oder einen der 227 Passagiere. Ein malaysischer Regierungsbeamter sagte sogar, es handele sich "eindeutig" um eine Entführung. Alle Details sind aber nach wie vor schleierhaft.

Najib betonte, man ermittle in alle Richtungen. "Nach den jüngsten Entwicklungen, konzentrieren sich die malaysischen Behörden bei den Ermittlungen nun auf die Crew und die Passagiere an Bord", sagte der Regierungschef. Am Samstag durchsuchten Ermittler die Wohnungen von Pilot und Co-Pilot und trafen auf neue Spuren. In einem der Häuser fand man einen komplexen Flugsimulator, der nun analysiert wird, wie das malaysische Transportministerium am Sonntag mitteilte. Zudem überprüft die Polizei auch die Techniker, die vor dem Start Kontakt zu der Maschine gehabt haben könnten.

Seit dem Verschwinden der Maschine nimmt der Fall immer neue mysteriöse Wendungen. Ministerpräsident Najib sprach von einer "nie dagewesenen Situation". So war zunächst intensiv an der Stelle vor der Küste von Vietnam gesucht worden, wo das Flugzeug vom Radar der zivilen Luftüberwachung verschwand. Nach ersten Hinweisen zu einem möglichen Kursschwenk war das Suchgebiet erheblich nach Westen ausgedehnt worden.

Nach den neuesten Informationen könnten Najib zufolge zwei riesige Korridore als Flugrouten in Frage kommen: ein nördlichen Korridor von der Grenze zwischen Kasachstan und Turkmenistan bis nach Thailand und einem südlichen Korridor von Indonesien zum südlichen Indischen Ozean. Der südliche Korridor ist nach Einschätzung von Experten wahrscheinlicher, weil dort die Radarüberwachung lückenhaft ist. Ist die Maschine über dem Indischen Ozean abgestürzt, könnte eine Suche Monate dauern.

Obwohl die sogenannten Transponder und das elektronische Meldesystem ACARS abgeschaltet wurden, sendete das Flugzeug nach Najibs Worten weiter Signale aus. Das letzte davon sei sieben Stunden und 31 Minuten nach dem Start aufgefangen worden - also etwa sechseinhalb Stunden nach dem Verschwinden von dem Radar. Nach Einschätzung von Luftfahrtexperten hatte die Maschine genügend Treibstoff für einen etwa achtstündigen Flug.

Indien stoppte am Sonntag vorerst seine Suche und wartete nach eigenen Angaben auf neue Hinweise aus Malaysia. An der Fahndung beteiligten sich seit dem Verschwinden mindestens zwölf Länder mit 43 Schiffen und 58 Flugzeugen.

Schon seit Tagen kursieren Spekulationen über einen möglichen Selbstmord des Piloten oder des Co-Piloten. Der Pilot Zaharie Ahmad Shah arbeitete seit 1981 für die Malaysia Airlines und verfügt über mehr als 18 000 Stunden Flugerfahrung. Co-Pilot Fariq Abdul Hamid hatte erst vor kurzem die Befähigung für das Fliegen einer Boeing 777 erhalten.

(ap)
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